RuhrGesichter Beinahe wäre das Zeltfestival Ruhr am traumhaft schönen Kemnader See mit seiner 13. Auflage nach 2020 auch in diesem Jahr der Corona Pandemie zum Opfer fallen. Doch der bösen 13 zum Trotz wurde das Festivalteam kreativ und so gibt es in diesem Jahr die Strandkorb Edition des ZfR mit durchdachtem Hygienekonzept, so dass selbst Dr. Lauterbach glücklich damit sein dürfte. Es entstand ein großartig, freundlich und kompetent organisiertes Festival bzw. eine sommerliche Konzertreihe. Nachdem einige Künstler in den letzten Wochen gegen den verregneten Sommer (erfolgreich) anspielten, hat sich Weltstar Chris de Burgh für sein sehr gut besuchtes Gastspiel einen wundervollen Spätsommerabend ausgesucht.

Chris de Burgh                                                     

bei der Strandkorb Edition des ZfR

Irgendwie   hat   Chris   de   Burgh   schon   immer   Musik   gemacht   und   der   Ire   scheint auch    heute    mit    stolzen    73    Jahren    keine    Anstalten    zu    machen,    von    dieser Gewohnheit   abzuweichen.   Chris   de   Burgh   erklimmt   ohne   große   Band   die   Bühne, die   so   hoch   ist,   dass   ich   zwischendurch   etwas   Angst   um   den   älteren   Herrn bekomme;   doch   er   ist   offenbar   schwindelfrei   und   spontane   Ausflüge   ins   Publikum verbieten   sich   pandemiebedingt   ohnehin.   Der   Ire   mit   dem   alterslosen   „netter Onkel“   –   Image   schafft   es   irgendwie   immer,   egal   ob   Open   Air   oder   Hallenkonzert, auch    nach    weit    über    3500    Konzerten    eine    heimelige    Wohnzimmer-    oder Lagerfeuer- Atmosphäre zu schaffen, so auch heute. Kaum    hat    er    die    Bühne    betreten,    wird    das    gesamte    Areal    in    einen    warme Wohlfühl   –   Umarmung   genommen   und   bis   zum   Schluss   daraus   nicht   wieder   in die   raue   Außenwelt   entlassen.   Dabei   ist   die   Musik   gar   nicht   durchgehend   simpel und   kuschelig,   sondern   teils   anspruchsvoll   verschachtelt   und   auch   rockig,   doch das   Publikum   folgt   –auch   in   Strandkörben   sitzend-   Chris   de   Burgh   auf   jede   Reise durch   sein   langes   Schaffen.   Ein   gut   aufgelegter   De   Burgh   lacht   über   den   Anblick der   Strandkörbe:   „like   chicken   boxes“.   Gleich   beim   zweiten   Song   „Missing   you“ fließen im Publikum die ersten Tränen; es darf gekuschelt werden. Mit   seinem   Topfschnitt,   der   Abwesenheit   von   jeglichem   Style   (und   nein,   was   der Typ   trägt,   war   auch   1975   nicht   „in“)   und   mit   seiner   tatsächlich   zeitlosen   Musik wirkt   de   Burgh   auch   am   Kemnader   See   wie   aus   der   Zeit   gefallen,   ein   Botschafter der 70er und 80er, der dort aber schon nicht so richtig hingehörte. Mein   erster   Kontakt   mit   dem   Iren   war,   als   mein   Klassik   und   Jazz   liebender   Vater aus   irgendeinem   nicht   ersichtlichen   Grund   1982   das   damals   über   ein   Jahr   in   den Charts   stehende   Album   „The   Getaway“   anschleppte   und   ich   es   sofort   liebte. Seitdem   ist   Chris   de   Burgh   irgendwie   immer   da   und   jetzt   erfreut   er   mich   sogar mit   Musik   aus   diesem   Album,   natürlich   dürfen   auch   Ausflüge   in   die   „Into   the light“ - Zeit und die Rockoper „Moonfleet & Other Stories“ nicht fehlen.  Vor   Konzertbeginn   war   ich   unsicher,   ob   die   Stimme   des   Barden   altersbedingt gelitten   haben   könnte,   doch   die   Sorge   erweist   sich   als   völlig   unnötig:   Frisch   von einer    Coronainfektion    genesen    zeigt    sich    der    Ire    bei    seinem    gesamten Querschnitt   aus   seinem   Hit-Repertoire   stimmlich   in   Top-Form.      Zumindest   bis   er sich   vor   „A   woman’s   heart“   einen   amtlichen   Nebel   Autan   im   Kampf   gegen   die Wittener   See   –   Mücken   auf   das   schüttere   Haar   sprüht.   Auch   danach   singt   er wunderbar weiter, nur eben mit etwas rauchiger Note… Gerade   in   dieser   puren   Form   –der   Mann   mit   der   Gitarre   und   am   Piano-   wird   in jedem    Augenblick    deutlich,    dass    die    Süddeutsche    Zeitung    irrte,    als    sie    ihm „Variationen    des    ewig    gleichen    Liedchens“    vorwarfen.    Nicht    erst    bei    „Sailing away“,   „High   on   emotion“   und   „Don’t   pay   the   ferryman“   reißt   es   die   Besucher –coronakonform-   aus   den   Strandkörben.   „Borderline“   und   der   Song   „The   hands of    man“    aus    dem    Jahr    2014    sind    zwei    echte    Highlights    an    diesem    an bemerkenswerten    Momenten    ohnehin    nicht    armen    Abend.    Und:    Niemand verspielt sich sympathischer als de Burgh bei „Moonlight and Vodka“. Der   mit   seinem   Publikum   in   Würde   gealterte   Weltstar   ist   das,   was   nach   einer solchen   Riesenkarriere   den   größtmöglichen   Respekt   abverlangt:   Hungrig   und mutig.   Denn   de   Burgh   kommt   nicht   nur   mit   seiner   Greatest   Hits   Sammlung, sondern   hat   ein   neues   Werk   für   uns   im   Gepäck:   Chris   de   Burgh   schrieb   Musik zum   Musical   „Robin   Hood“,   dass   aus   bekannten   Gründen   noch   immer   auf   seine Uraufführung   wartet.   Für   die      Songs   der   letzten   Alben   und   auch   für   den   live   zu Gehör   gebrachten   Titel   „“The   Tale   of   Robin   Hood“   von   dem   neuen   Album   „The Legend   of   Robin   Hood“   gilt:   Insgesamt   klingen   die   neuen   Songs   frisch,   wie   ein Rückgriff    auf    seine    erste    Schaffensperiode    in    einem    starken    Mix    mit    neuen Elementen:     Also     tatsächlich     eine     Weiterentwicklung     mit     relativ     mutigen musikalischen   Schritten,   die   ich   in   dieser   Qualität   so   nicht   erwartet   hätte   im Karriereherbst eines Weltstars. Seit   1975   erspielte   sich   Chris   de   Burgh   eine   wachsende   Fanschar,   die   durch   die großen    Hits    immer    wieder    eine    Verjüngungskur    erhielt.    Der    Blick    in    die Strandkörbe   zeigt   an   diesem   Abend:   Es   sind   am   Kemnader   See   wohl   viele   Fans der    ersten    Stunde    anwesend,    aber    auch    einen    hellauf    begeisterten    drei Generationen Familienausflug treffen wir nach dem Konzert. Nach    einer    Stunde    setzt    gelegentlich    Halbplayback    ein.    Das    hätte    es    nicht gebraucht, auch wenn es relativ dezent und nur sporadisch eingesetzt wird. Und   bevor   Ihr   fragt:   Natürlich   darf   der   Welthit   „The   Lady   in   Red“   auch   am Kemnader    See    nicht    im    knapp    zweistündigen    Set    fehlen.    Der    Song    war    in unglaublichen   25   Ländern   auf   Platz   1   und   verkaufte   sich   über   8   Millionen   Mal. Trotz   dieser   Dimensionen   kommt   de   Burgh   zu   jeder   Zeit   ohne   künstliche   Distanz, ohne   Gehabe   und   aufgesetzte   Coolness   aus:   Er   ist   halt   der   nette   Onkel,   der jederzeit   den   Eindruck   vermittelt,   dass   er   sich   im   Anschluss   an   das   Konzert liebend gern noch auf einen Tee mit jedem einzelnen Fan treffen würde.
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