RuhrGesichter Die Ruhrgesichter riefen auch in diesem Jahr wieder: Piel op no Crange! (Plattdeutsch: Auf nach Crange!). Trotz des miesen Regenwetters werden rund vier Millionen Besucher zur Cranger Kirmes auf das Gelände des ehemaligen Schachtes 5 der Zeche „Unser Fritz“ am Rhein-Herne-Kanal pilgern.

Cranger Kirmes                                                   

Auf zum großartigsten Volksfest der Welt!

Immer   am   ersten   Freitag   im   August   eröffnet   Hernes   Oberbürgermeister   das größte Volksfest in NRW, traditionell mit Fassanstich und elf Böllerschüssen. Auf   den   rund   50   Fahr-   und   Showgeschäften   erwarten   die   Besucher   Nervenkitzel, Geschwindigkeit   und   Spaß,   insgesamt   schafften   es   aus   1200   Bewerbern   wieder 500   Schausteller   auf   den   “Holy   Ground”.   Was   Crange   darüber   hinaus   zu   einem besonderen   Volksfest   macht:   Die   Anwohner   nutzen   ihre   Freiflächen   rund   um   die Kirmes   auch   für   Pop-up   Biergärten,   in   denen   es   sich   –zumindest,   wenn   Petrus mal das Wasser abdreht- herrlich versacken lässt. Haben wir gehört :). Auf   Crange   trifft   sich   das   Ruhrgebiet   vom   Nadelstreifenmanager   bis   hin   zum Trinkhallensteher,   bekopftuchte   Muslimas   fahren   Achterbahn   und   betuchte   Omis nippen   am   Sektchen.   An   jeder   Ecke   und   mit   fast   jedem   Besucher   ist   ein   Smalltalk bis    hin    zum    längeren    Plausch    immer    drin.    Ausnahmen    sind    nur    die    stets distanzierten    Polizeitrüppchen,    die    über    das    Gelände    patrouillieren    und    die emsigen    Menschen    an    den    Zufahrtstraßen,    die    jeden    Quadratmeter    ihres Grundstückes   zum   kostenpflichtigen   Parkplatz   erklären.   Wir   können   uns   an   Zeiten erinnern,   als   handgemalte   Sprachmix   -   Schilder   den   Weg   in   finstere   Hinterhöfe wiesen,   in   denen   ein   paar   Jungs   tiefenentspannt   bei   Kaltgetränken   und   Shisha um   einen   Grill   hockten,   eine   handvoll   Taler   kassierten   und   den   Autoschlüssel behielten,    da    die    Fahrzeuge    Stoßstange    an    Stoßstange    standen    und    sonst niemand   mehr   an   seinen   Wagen   gekommen   wäre.   Diese   Zeiten   sind   vorbei.   Aus den   Jungs   sind   Männer   geworden,   die   in   Warnwesten   gehüllt   jedes   Fahrzeug   mit Fähnchen    und    Leuchtstäben    eifrig    auf    den    eigenen    Parkplatz    zu    winken versuchen. Auf   der   Kirmes   selbst   sind   die   Preise   für   die   heutige   Zeit   relativ   stabil.   Auf   Crange wissen    auch    die    „Macher“,    wo    sie    sind:    Im    Ruhrgebiet    und    nicht    auf    dem Oktoberfest;   auf   Mondpreise   wird   verzichtet.   Hernes   Oberbürgermeister   dazu: „Auch    die    junge    Generation    nimmt    unsere    Werte    wie    Bodenständigkeit    und Heimatverbundenheit an. Hier auf Crange gibt es kein Chichi.“ Unser   Besuch   bei   herrlichem   Sommerwetter   (=   die   Regenschauer   waren   warm) führte   uns   durch   die   gutgelaunten   und   entspannten   Scharen   von   Ruhrgebiets   Menschen.   Wer   wissen   will,   warum   Crange   anders   ist,   als   das   Oktoberfest,   der beobachte   für   eine   Bierlänge   die   vorbeiströmenden   Menschen.   Für   uns   ist   das immer   eine   Mischung   aus   „Vielfalt“   gucken   und   in   den   Spiegel   sehen.   Beides   ist nicht immer nur schön, aber langweilig wird es auch nie. Was   ist   neu   in   2023?   In   diesem   Jahr   sind   „Airwolf“,   „Escape“   brandneue,   rasante Fahrschäfte;   die   „Geister   Villa“   und   die   „Villa   Wahnsinn“   stehen   ebenfalls   erstmals auf dem „Holy Ground“ in Crange. Egal,   ob   man   den   Adrenalin   –   Kick   sucht,   in   den   Bierzelten   auf   dem   Tisch steppen     möchte     oder     sich     bei     einem     gepflegtem     Glas     Wein     in     der Außengastronomie   den   Duft   von   gebrannten   Mandeln   um   die   Nase   wehen   lassen möchte:   Wer   in   NRW   wohnt   und   die   Cranger   Kirmes   nicht   besucht,   hat   entweder seine   Regenjacke   nicht   gefunden   oder   ist   sich   nicht   sicher,   ob   er   laut   dem   neuen Hitzeschutzplan von Karl Lauterbach bei 20°C das Haus verlassen darf. Dass     auf     Crange     (fast)     alles     reibungslos     läuft,     hat     einen     Grund:     Die Organisatoren   konnten   seit   ein   paarhundert   Jahren   üben.   Die   Kirmes   hat   sich wohl   zwischen   1449   bis   1484   entwickelt.   Als   traditionsbegründend   muss   das Kirchweihfest    angesehen    werden,    zu    dem    dann    ein    Pferdemarkt    begleitend hinzugekommen   ist.   Er   verlor   jedoch,   im   Gegensatz   zur   Kirmes,   immer   mehr   an Bedeutung.    Die    Kirmes    wuchs    dann    spätestens    mit    dem    Aufkommen    der Industrie   und   des   Bergbaues   im   Ruhrgebiet   stetig   an.   Heute   gibt   es   neben typischen        Kirmesattraktionen        ein        großes        Festzelt        mit        vollem Veranstaltungskalender,    einen    großen    Festumzug    mit    3800    Teilnehmern    und 150000    Schaulustigen,    einen    Schaustellergottesdienst,    Kindernachmittag    und viele   weitere   Konzerte.   Für   viele   Menschen   der   Region   sind   die   Termine   im Kalender   frühzeitig   geblockt   und   Urlaub   eingereicht:   Crange   ist   ein   Highlight   für jung und alt.   Ein   Großevent   wie   die   Cranger   Kirmes   zu   organisieren   verlangt   den   „Machern“ viel   ab.   Dass   eine   solche   Sause   seit   so   langer   Zeit   regelmäßig   stattfinden   kann, dafür    haben    die    Organisatoren    unseren    aufrichtigen    Ruhrgesichter    –    Dank verdient für all´ das Engagement und die Leidenschaft. Danke dafür & Glück auf! Mehr   Wissenswertes   zum   Besuch   und   zum   Programm   der   Cranger   Kirmes   findet sich hier: https://cranger-kirmes.de/