RuhrGesichter Während sich vor der KulturSchmiede Arnsberg ein sonniger Frühglingstag in den Feierabend verabschiedet, beginnt für den Schauspieler und Komiker Hennes Bender die Schicht. Dass der gebürtige Bochumer ein Freund vieler Worte und der ungekrönte König der Schnellredner ist, stellt er auch in der für Seuchenzeitenverhältnisse gut gefüllten KulturSchmiede unter Beweis: Ohne Punkt und Komma stellt sich Bender den großen Fragen des Lebens, so zum Beispiel: Lästern Alexa und Siri hinter seinem Rücken über seinen Haaransatz?

Hennes Bender live                                                     

„Ich hab nur zwei Hände”

Bender     ist     einer     der     dienstältesten     Stand-up-Komiker     Deutschlands     und begeistert      sein      Publikum      ohne      Firlefanz      und      Mario-Barth-Gedächtnis- Stadiontournee-Bühnenbild,   sondern   sein   Mikro   und   Publikum   reichen   ihm   völlig. Auch   in   Arnsberg   geht   es   direkt   sehr   persönlich   von   Mensch   zu   Mensch   zur Sache,   der   quirlige   Bender   fordert   sein   Publikum   und   sucht   immer   wieder   den direkten   Dialog;   routiniert   und   fast   immer   umwerfend   komisch.   Bender   lockt   auch die    eingefleischtesten    sauerländer    Brummbären    aus    der    Reserve,    macht    mit einem   Fahrradreifenhersteller   etwas   Warenkunde   und   quasselt   sich   ansonsten sympathisch durch den Abend. Sein   Rundumschlag   ist   stets   gekonnt   auf   den   Punkt,   natürlich   lässt   Benders Strand-up-Comedy   kein   Abwägen   und   keine   Fußnoten   zu,   wir   wohnen   hier   nicht einer   universitären   Vorlesung   bei,   sondern   Bender   geht   stets   direkt   mit   der Quassel-Faust   mitten   auf   die   Nase   der   anvisierten   Zielgruppe.   Oder   dahin,   wo   der Treffer sonst ausreichend Wirkung entfaltet. Bender   bescheinigt   seinen   Zeitgenossen   mangelnde   Ambiguitätstoleranz,   Michael Wendlers      Wortschöpfung      der      „Langzeittoten“      wird      ebenso      genüsslich aufgespießt,   wie   mögliche   Buchungsanfragen   im   „Insektenhotel“.   Bender   erinnert an   die   kulturellen   Unterschiede   bei   den   Hamsterkäufen   zu   Beginn   der   Corona   Krise:   Die   Deutschen   bunkerten   Klopapier   und   Hefe   (”Kacken   und   backen”),   die Franzosen   lieber   Rotwein   und   Kondome.   Wir   lernen,   was   genau   ein   ständig wechselnder   Mittagstisch   ist,   erfahren   alles   über   die   Wechseljahre   und   Hennes Benders Traum als Fruchtfliege wiedergeboren zu werden. In   seinem   stets   (gewollt)   chaotisch   wirkenden   Programm   wendet   er   sich   sogar dem   hippen   Namen   eines   Duschgels   zu:   „Leather   &   Cookie“   und   schlägt   für   den kommenden Winter den Duft “Winterreifen & Zimt“ vor. Nachdem   eine   Besucherin   ihn   darauf   hinweist,   dass   eine   15-minütige   Zugabe   gut wäre,   weil   sie   dann   abgeholt   wird,   läuft   er   nochmal   zu   Hochform   auf,   gibt   auf vielfachen   Wunsch   eines   einzelnen   Herrn   nochmals   den   Spongebob,   bis   er   sich im   Meerjungfrauenkostüm   als   Arielle   seifenblasenumweht   „zum   Löffel   macht“ und   beweist,   dass   er   einer   der   sexiest   men   alive   ist:   Bauchfrei   singt   er   dem begeisterten Arnsberger Publikum ein Rausschmeißer – Ständchen. Fazit:   Arnsberg   hat   Hennes   Benders   geballter   Quasselmacht   nichts   entgegen   zu setzen   und   lacht   sich   ihm   zu   Füßen.   Vor,   bei   und   nach   seinem   Auftritt   in   der KulturSchmiede   ist   festzuhalten:   Hennes   Bender   ist   Kult.   Cooler   Typ.   Darf   gerne wiederkommen.   Obwohl   er   dem   Regierungssitz   Arnsberg   nicht   die   gebotene Ehrfurcht entgegenbringt :). Sein Kollege Torsten Sträter hat recht, wenn er über Bender sagt: „Ein Titan. Ein kleiner Titan, aber ein Titan.“
© Menazoo, Pressefoto