Der Tempel der Göttin
mit den Augen der Begierde
Ruhrgesichter
besuchte
die
abschließende
Prozession
und
das
Reinigungsritual
am
Ende
des
Tempelfestes
zu
Ehren
der
hinduistischen
Göttin
Kamakshi.
Wir
trafen
dort
auf
freundliche
Menschen
und
offenes
Lächeln.
Und
die
Augen
der Göttin.
Im
westfälischen
Hamm
befindet
sich
seit
2002
der
Sri-
Kamadchi-Ampal-Tempel,
der
zweitgrößte
hinduistische
Tempel
in
Europa.
Geweiht
ist
der
Tempel
der
Göttin
Kamakshi.
Der
Tempel
wurde
vom
Architekten
Heinz
–
Rainer
Eichhorst
nach
der
Vorlage
des
indischen
Kamakshi-Tempels
in
Kanchipuram entworfen.
Zum
alljährlichen
mehrtägigen
Tempelfest
besuchen
mittlerweile
viele
Tausend
Gläubige
den
Tempel
und
tauchen
das
Tempelgelände
in
die
Farben,
Geräusche
und
Gerüche Indiens.
Begonnen
hat
dies
im
Jahr
1989
alles
sehr
viel
bescheidener
im
Keller
der
Wohnung
des
tamilischen
Priesters
Siva
Sri
Arumugam
Paskarakurukkal,
der
vier
Jahre
zuvor
vor
dem
Bürgerkrieg in Sri Lanka nach Deutschland geflohen war.
Kamadchi - Ampal
Die
erste
Statue
der
Göttin
schenkten
deutsche
Freunde
dem
Priester,
der
aufgrund
des
schnell
anwachsenden
Zulaufes
aus
den
umliegenden
Hindugemeinden
aus
Platzgründen
mit
seinem
kleinen
Tempel
in
eine
ehemalige
Wäscherei
zog.
Arumugam
Paskarakurukkal
veranstaltete
bereits
damals
das
jährliche
Tempelfest,
das
mehr
und
mehr
Gläubige
aus
aller
Welt
anzog,
was
zu
großen
Problemen
mit
den
Nachbarn
und
schließlich
zu
offenen
Protesten führten.
Auch
durch
die
behrzte
Initiative
des
Bürgermeisters
wurde
1997
in
einem
Industriegebiet
in
Hamm-Uentrop,
direkt
neben
dem
Großschlachthof
Westfleisch,
zunächst
ein
provisorischer
Tempel
geweiht.
Ab
2000
wurde
dann
mit
dem
Bau
des,
hauptsächlich
durch
Spenden tamilischer Gläubiger finanzierten, heutigen Tempelbaus begonnen.
Arumugam
Paskarakurukkal
plant
derzeit
den
Tempel
mit
einer
Bibliothek,
einem
Kulturzentrum
und
einem
Museum
zu
ergänzen.
Der
Tempel
liegt
nur
einige
hundert
Meter
vom
Datteln-Hamm-Kanal
entfernt;
dem
für
die
Hindu-Gemeinde
rituelle
Bedeutung
zukommt.
Der
Name
Kamakshi
kommt
aus
dem
Sanskrit
und
setzt
sich
zusammen
aus
kama
und
aksi.
Akshi
bedeutet
„Auge“,
„Blick“;
kama
bedeutet
sinnliches
Begehren,
Liebe
und
Lust.
Kama
ist
im
Hinduismus
eines
der
vier
großen
Ziele
des
Menschen
(dies
sind
Dharma:
Befolgen
der
sozial-gesellschaftlichen
und
kosmisch-göttlichen
Gesetze;
Artha:
materieller
Wohlstand;
Kama:
Sinnesfreude
und
verbindende
Liebe;
Moksha:
die
Erlösung
(je
nach
Lesart auch von den anderen Zielen)).
Kama
gilt
als
der
ins
Sein
strebende
Urtrieb
und
ist
somit
der
Ursprung
aller
erschaffenen
Dinge
und
als
Begierde
das
Geheimnis
jeder
erfolgreichen
Leistung.
Somit
ist
Kama
auch
die
hinter
dem
Kreislauf
der
Wiedergeburten
stehende
Kraft
und
somit
unzerstörbar;
selbst
das
Trachten
nach
der
Überwindung
der
Begierde
gilt
als
Ausdruck
von
Kama.
In
dieser
Übersetzung
erscheint
die
„offizielle“
Übersetzung
der
Sri-Kamadschi-Ampal
als
„Göttin
mit
den
Augen
der
Liebe“
etwas
einseitig
und
möglicherweise
dem
in
der
Anfangszeit
etwas
schreckhaftem
Umfeld
in
Hamm
geschuldet;
auf
der
anderen
Seite
ist
die
ausschließliche
Übersetzung
mit
sich
genügender
sexueller
Lust
allein
auch
nicht
zielführend;
fehlen
hier
doch
die
Tatkraft,
die
Inspiration
und
das
Begehren
„über
sich
hinauszuwachsen“
und
eine
Verbindung mit dem Göttlichen einzugehen.
Sri
ist
eine
verehrende
Anrede,
Kamadschi
die
Eindeutschung
des
Namens
Kamakshi,
Ampal bedeutet auf Tamil „Göttin“.
Kamakshi
gilt
vor
allem
in
Südindien
als
barmherzige
Muttergottheit
und
wird
mit
der
Shakti
Shivas
identifiziert,
mit
dem
sie
gemeinsam
ein
Götterpaar
bildet.
Zwar
gibt
es,
neben
zahlreichen
anderen
Götterstatuen,
auch
im
Sri-Kamadschi-Ampal
Tempel
in
Hamm
einen
Schrein
für
Shiva,
die
eindeutige
Hauptgöttin
ist
jedoch
Kamakshi.
Doch
genauso
wie
Shiva
hat
auch
Shakti-Parvati-Kamakshi
schöpferische,
erhaltende
und
zerstörerische
Aspekte,
die
sich
als
Durga
und
schließlich
als
Kali
bahnbrechen.
So
galt
auch
Kamakshi
als
wilde
und
blutdurstige
Göttin,
die
erst
durch
das
ausgleichende
Element
des
Sri-Yantra
ruhiger
wurde.
Das
Sri-Yantra
stellt
die
Anwesenheit
der
Göttin
in
einer
geometrischen
Figur
aus
vier
aufstrebenden
(Shiva)
und
fünf
absteigenden
(Shakti)
Deiecken
dar,
während
zu
Vergleich
im
zerstörerischen
Kali-Yantra
die
aufstrebenden
Dreiecke
fehlen.
So
verwundert
es
nicht,
dass sich das Sri-Yantra unter allen Darstellungen der Göttin in Hamm befindet.
Zum
alljährlichen
Tempelfest
kann
man
bunt
geschmückte
Kavadi-Tänzer
in
Trance
sehen,
zahlreiche
Gläubige
durchbohren
ihre
Haut
mit
Spießen
und
Haken;
andere
rollen
ihren
Körper
über
den
Boden
des
Tempelgeländes
und
umrunden
so
den
Tempel
der
Göttin.
Die
Frauen
tragen
Feuertöpfe
auf
dem
Kopf.
Da
im
Hammer
Tempel
(hier
drängen
sich
uns
seltsame
Assoziationen
bezüglich
der
Nähe
zum
Großschlachthof
von
Westfleisch
auf)
Tieropfer
nicht
gestattet
sind,
„köpfen“
die
Gläubigen
Kokosnüsse
anstelle
der
für
die
Göttin
üblichen männlichen Opfertiere.
All
dies
klingt
hübsch
exotisch
und
lockt
naheliegenderweise
jedes
Jahr
auch
Touristen
an.
Wir
hatten
nicht
das
Gefühl,
das
Ritual
zu
stören
und
fühlten
uns
sehr
willkommen;
herzlichen
Dank
dafür
und
für
die
Möglichkeit,
einige
Bilder
zu
machen.
Jedoch
sollte
sich
jeder
Besucher
an
die
Spielregeln
der
Gastgeber
halten
und
diese
kennen,
bevor
er
den
Tempel betritt (zu finden auf der Homepage des Tempels, s.u.).
Kontaktdaten des Tempels:
Hindu Shankarar Sri Kamadchi Ampal Tempel e.V. (Europa)
Siegenbeckstraße 4-5
59071 Hamm
Deutschland
Tel.: 023 88/30 22 23
Fax: 023 88/30 22 24
E-Mail: info@kamadchi-ampal.de
Website:
www.kamadchi-ampal.de
Öffnungszeiten:
Täglich von 8.00 – 14.00 Uhr und 17.00 – 20.00 Uhr