Metal Diver Festival
Zwei Tage Schwermetall-Tauchen in Marsberg
Der Freitag
Nachdem
wir
von
unserem
Vorhaben
abgerückt
sind,
die
Eresburg
in
Marsberg
zurückzuerobern,
weil
wir
nicht
rechtzeitig
zum
Festival
pünktlich
mit
dem
Schnitzen
einer
neuen
Irminsul
fertig
geworden
sind,
begnügen
wir
uns
vorerst
mit
dem
Festivalbesuch.
Nach
dem
erwartbaren
Parkplatzfindegedöns
pilgern
wir
durch
den
sauerländer
Frühling
(grau,
kalt,
regnerisch;
oder
wie
Goethe
es
beim
Besuch
Marsbergs
formulieren
würde:
Das
Beste
gegen
Sonnenbrand,
sind
Festivals
im
Sauerland…)
zur
Schützenhalle
St.
Magnus,
der
mit
Abstand
lautesten
Schützenhalle
des
Sauerlandes,
besichtigen
die
Merch
–
Stände,
nehmen
entzückt
zur
Kenntnis,
dass
die
Abteilung
Kulinarik
mehr
zu
bieten
hat,
als
Bratwurst-Pommes-Bier.
Nachdem
wir
den
Herrn
Genderbeauftragtin
des
Festivalempfangskomitees
begrüßt
haben,
freuen
uns
auf
den
Opener
Soul
Harvester
aus Salzkotten.
Das
ist
die
perfekte
Einstimmung
für
die
Nackenmuskulatur,
denn
die
Band
spielt
richtig
schönen,
zeitlosen,
klassischen
Heavy
Metal,
der
Bock
auf
mehr
macht,
während
wir
uns
ob
der
doch
recht
knackigen
Hallenbeschallung
(vor
allem
ganz
vorn
im
Bühnengraben)
unseren
In-Ear
Gehörschutz
in
die
Lauscher
schieben.
Fazit
zu
Soul
Harvester:
Selbst
der
Schutzpatron
der
hiesigen
Schützenbruderschaft,
der
heilige
Magnus,
formt
im
siebten
Metalhimmel
die
Pommesgabel
und
schüttelt
sein
staubiges
Haupt
im
Taktgewitter,
denn:
Was
die
Band hier abliefert, ist einfach zeitlos gut.
Als
nächstes
entern
Thomsen
die
Bühne.
Gitarrist
René
Thomsen
hat
als
THOMSEN
eine
wilde
Horde
sehr
versierter
Metal
–
Musiker
um
sich
geschart,
die
mit
Erfahrung,
Können
und
Spaß
einen
satten
Power-
und
Heavy
Metal
Mix
unter
die
Leute
bringen,
dem
Sänger
Jürgen
Wulfes
ein
markantes
Siegel
aufdrückt.
Auch
Traitor
freuen
sich
über
die
ausverkaufte
Hütte
und
es
wird
an
diesem
Abend
erstmals
der
eine
oder
andere
Zacken
in
Sachen
Härte
zugelegt,
dafür
sparen
sich
die
Schwaben
-natürlich
wieder
die
Schwaben,
soviel
schwabistisches
Vorurteil
muss
sein-
die
eine
oder
andere
Melodie
zugunsten
der
flinken
Nähmaschine.
Im
Publikum,
in
das
nun
auch
etwas
mehr
Bewegung
kommt,
knacken
die
Halswirbel
im
Takt
und
ein
Hauch
von
den
thrashgeprägten
80er
Jahren
in
Altenessen
(verdammt,
sind
wir
alt.
Wo
ist
eigentlich
unser
In-Ear
Gehörschutz
im
rechten
Ohr
geblieben,
doch
wohl
nicht
etwa
ins
Kleinhirn
geschüttelt?)
donnert
durch
die
Halle;
wo
der
erste
traditionelle
sauerländer
Schützenhallen-Pogo
zelebriert
wird.
Es
ist
uns
unerklärlich,
wie
das
Thrash-
Kommando Traitor unserer Aufmerksamkeit bislang entgehen konnte.
Nach
einer
Umbau-
und
Bierpause
klettert
Legion
of
the
Damned
,
die
Vader
im
Line
Up
ersetzen,
auf
die
schon
ordentlich
vorgeheizten
Bühnenbretter.
Was
Traitor
herausragend
gut
begonnen
hat,
bringt
die
niederländische
Combo,
die
mittlerweile
jederzeit
in
der
Lage
ist,
auch
mal
kurz
Tempo
rauszunehmen
und
dennoch
nichts
an
archaischer
Härte
einzubüßen,
zu
einem
Metalmassaker-Ende.
Man
merkt
der
Band
die
lange
Erfahrung
auf
Bühnen
rund
um
den
Erdball
deutlich
an:
Marsberg
nehmen
die
Mannen
im
Handstreich.
Hätte
Legion
of
the
Damned
doch
schon
anlässlich
der
Sachsenkriege
in
Marsberg
vorbeigeschaut,
aber
das
ist
eine
andere
Geschichte,
die
vielleicht
auf
den
quersitzenden
Gehörschutz
in
unserem
Cerebellum
zurückzuführen
sein
könnte.
Wenn
wir
uns
mit
dem
linken
Ohr
Richtung
Beschallung
drehen,
könnte
durch
den
Druck
vielleicht
der
Gehörschutz
aus
dem
rechten
Ohr
herausgeschleudert
werden?
Wir
werden es beim Auftritt der True-Metal Götter
Grave Digger
testen.
Die
Headliner
machen
Headliner
–
Sachen:
Sie
krönen
den
Abend
mit
einer
75
minütigen
Show,
in
der
sich
die
Hits
aus
vier
Jahrzehnten
Grave
Digger
stapeln.
Der
“Heavy
Metal
Breakdown”
wird
zum
Abriss
in
der
Schützenhalle.
Die
Spielfreude
der
Band
reißt
die
Massen
trotz
später
Stunde
mit,
den
Bock
um
und
die
Hütte
ab.
Wir
sind
mit
dieser
Band
alt,
weise
und
taub
geworden;
was
für
ein
Fest, sie in „unserem“ Sauerland abfeiern zu können.
Es
folgt
der
letzte
Akt
eines
außergewöhnlichen
Konzeptes,
bei
dem
auf
den
Headliner
eine
weitere
Band
quasi
als
„Rausschmeißer“
folgt.
Vor
dem
Abend
stellten
wir
uns
diese
Rolle
etwas
undankbar
vor,
in
einer
bis
auf
die
Grundmauern
niedergerockten
Halle
von
müdem
Restpublikum
zu
spielen,
während
ein
Teil
der
„Headliner-Gucker“
sich
bereits
Richtung
Kopfkissen
aufmacht.
Decaptacon
haben
nun
die
Ehre,
deutlich
nach
Verstreichen
der
Geisterstunde
eben
diese
doch
recht
zahlreich
verbliebenen
Geister
nochmal
zu
wecken.
Als
„Ruhrpott
Geballer“
auf
der
Veranstalter
Website
angekündigt,
müssen
wir
sagen,
dass
die
Band
durchaus
neben
dem
Holzhammer
auch
eine
feine
Klinge
führen
kann;
vor
allem
die
drei
Gitarristen
sind
nicht
nur
lauter
als
ein
Gitarrist
:),
sondern
nutzen
diesen
Feldvorteil
für
mehrstimmige
Harmonien.
Das
ist
richtig
gut,
aber
wir
sind
durch
für
heute.
Was
gibt
es
noch
zu
sagen
nach
diesem
bemerkenswerten
Freitag?
Wir
haben
aufgegeben,
nach
dem
In-Ear-Gehörschutz
zu
fahnden,
auf
die
Gefahr
hin,
dass
wir
ihn
In-Schädel
verloren
haben,
werden
wir
morgen
einfach
einen
neuen
In-Ear
nachschieben;
irgendwann
werden
wir
das alte Ding dann sicher aus der Nase ziehen können.
Die
Rückfahrt
mutierte
zur
„Nacht
auf
dem
kahlen
Berge“,
als
wir
im
sturmböengeschüttelten
Fahrzeug
zwischen
Marsberg
und
Brilon
mehrere
Stunden
hinter
einer
durch
Blitzeis
und
eisigen
Schneewehen
heimgesuchten
Bergkuppe
festhingen,
weil
sich
vor
uns
mehrere
LKW
ineinander
geschoben
hatten.
Irgendwann
kamen
die
Ruhrrotznasen
dann
aber
doch
im
heimischen
Hauptquartier an.
Der Samstag
Die
Metalhorden
haben
ausgeschlafen
und
finden
sich
am
frühen
Abend
pünktlich
zum
Samstags
-
Opener
M.I.God
unter
dem
Schutz
des
heiligen
Magnus
ein.
Die
Sieger
des
„Metal
Masters
2022“
bieten
in
einem
markenzeichengewordenen
Outfit,
mit
dem
Sie
auch
bei
der
Marsberger
Sparkasse
als
Kundenberater
Karriere
machen
könnten,
einen
rasanten
Genremix
und
sind
damit
ein
guter
Start
in
den
Abend,
der
auch
vom
Publikum
entsprechend honoriert wird.
Nightbearer
hatten
aus
ihrer
Heimat
Paderborn
nur
eine
kurze
Anreise
und
spielen Death Metal, der erfreulich aus der Zeit gefallen ist.
Ist das teilweise wildes Geprügel? Ja!
Ist das trotzdem geil? Ja, auch das!
Ist
das
technisch
nicht
immer
Champions
League?
Klar,
aber
dafür
laut,
hart
und
schnell immer auf die Zwölf. Das geht auch. Und gefällt’s sehr gut.
Den
Schritt
vom
Death-
zum
Thrash
–
Metal
gehen
die
sauerländer
Eradicator
,
das
ist
erneut
klassisch
Oldschool,
was
sich
hier
durchaus
als
Qualitätssiegel
lesen darf. Daumen hoch!
Ehemalige
Sabaton
Mitglieder
kommen
als
Civil
War
ins
schöne
Marsberg
und
die
Sabaton
-
Vergangenheit
hört
man
den
Schweden
auch
mehr
als
deutlich
an.
Da
werden
Geschichten
von
epischen
Schlachten
erzählt,
musikalisch
von
der
Band
durchaus
filigran
in
Metal
gegossen;
starke
Bühnenpräsenz,
fetter
Sound,
kluge
Musik
und
das
Gefühl,
dass
man
jeden
Refrain
mitsingen
kann,
bevor
man
ihn
das
erste
Mal
gehört
hat.
Und
das
ist
in
diesem
Fall
nicht
so
langweilig,
wie
es
sich
anhört,
denn
die
Halle
steht
wie
eine
stolze,
unbesiegte
-an
dieser
Stelle
einen
heroischen
Militärvergleich
deiner
Wahl
einfügen,
den
wir
uns
aus
Gründen
heute
mal
sparen-.
Allerdings
sind
wir
und
mit
uns
zahlreiche
Civil
War
Freunde
sehr
erstaunt,
wie
sehr
sich
Sänger
Kelly
Sundown
seit
dem
letzten
Auftritt
verändert
hat
oder
vermuten
wahlweise
irgendeine
Marsberger
Spezialzutat
im
Bier,
die
unsere
Augen
täuscht.
Tatsächlich
ist
der
Sänger
der
Band
für
den
Auftritt
ausgefallen
und
wird
ersetzt
durch
Theres
Enström,
die
sich
zwar
ob
der
kurzen
Vorbereitungszeit
verständlicherweise
sehr
auf
das
iPad
mit
den
Texten
konzentriert,
gesanglich
aber
einen
richtig
guten
Job
macht.
Wir
sagen
danke,
dass
der
Auftritt
nicht
einfach
abgesagt
wurde
und
stellen
fest,
dass
Theres
ein
bauchfreies Outfit einfach besser steht als dem guten Kelly.
Zum
Finale
haben
die
Paganfolkmetaller
von
Ensiferum
den
Weg
aus
Finnland
zu
uns
gefunden.
Wir
haben
Ensiferum
gefühlt
in
den
über
25
Jahren
Bandgeschichte
1001
x
live
gesehen
und
sind
immer
noch
begeistert.
Marsberg
singt,
Marsberg
schüttelt
das
Haupthaar,
Marsberg
feiert
den
folkigen
Metal
aus
dem Norden. Großartig!
Danach
haben
die
Newcomer
Knife
die
Chance,
die
Fans
zum
Bleiben
und
Zuhören
zu
bewegen.
Auch
wenn
einige
Metal
Heads
im
Publikum
der
Meinung
sind,
dass
Tieftöner
„Gypsy
Danger“
seinen
Kampfnamen
nochmal
kritisch
hinterfragen
sollte
;),
zumindest
so
lange,
bis
das
erste
Zeichentrick
Video
veröffentlicht
wurde.
Spaß
beiseite,
Ernst
herbei:
Mit
wildem,
rohem
Speed
Metal,
in
den
sich
gelegentlich
aggressiv
düstere
Klänge
mischen,
ist
das
wirklich
amtlich, was Knife abliefern.
Festivalfazit
:
Das
ist
das
Großartige
an
Festivals:
Man
kann
neue
Bands
entdecken
und
die
Bands
können
sich
einem
größeren
Publikum
präsentieren.
Die
Orga
hat
einen
richtig
guten
Job
gemacht
und
da,
wo
mal
etwas
hakte,
wurde
die
Lücke
mit
mehreren
Hektolitern
Herzblut
zugeschüttet.
Starke
Bands,
insgesamt
ordentlicher
Sound,
nahezu
durchgehend
angenehmes,
cooles
Publikum,
das
sich
genauso
wie
wir
über
einen
amtlichen
schwermetallenen
Satz
heiße
Ohren
freute
und
entspannte
Security.
Großes
Lob
und
hochverdiente
9
von
10
Ruhrgesichter-Festivalpunkte
für
die
Metal
Taucher
aus
Marsberg!
Und
den Nachbarn der Schützenhalle wünschen wir gute Erholung.