Das Ruhrgebiet als musikalischer Schmelztiegel hat schon viele großartige Bands hervorgebracht, MICROCLOCKS aus Bochum/Hattingen gehören mit ihrem anspruchsvollen Electro - Rock definitiv dazu. Zugegeben: Als der neue und mittlerweile dritte Longplayer „Soon Before Sundown“ dieser uns bis dato unbekannten Band in den Ruhrgesichter CD-Player geschoben wurde, hatten wir eine kurze Eingewöhnungsphase nötig, dampfte der CD Einschub doch noch vom zuvor dort rotierenden SODOM Silberling. Als die kritischen Ohren der vierundzwanzigköpfigen Ruhrgesichter – Musikredaktion ein paar Gänge Geschwindigkeit heruntergeschaltet hatten und sich das Schwindelgefühl gelegt hatte, folgten wir dem atmosphärischen Intro hinunter in den Kaninchenbau zum Opener „White Rabbit“: Zunächst fällt die durchaus gelungene Mischung aus teils sperrig – progressiven Elementen und eingängigen Melodien auf. Aufgewertet wird dieser Mix durch die glasklare Produktion. Zehn Songpakete (und ein Intro) haben MICROCLOCKS zu einem packenden und abwechslungsreichen Album geschnürt; die große musikalische Schleife um jedes einzelne Paket bildet die lebendige, eindrückliche und vor allem vielgestaltige Gitarrenarbeit von Marc Dorman, die die leicht düsteren Alternative - Synth - Pop Songs in einer ordentlichen Portion Rock wälzt. Sänger „JT“, der auch die durchweg lesens- und hörenswerten Texte zum Album beisteuerte, sorgt mit seiner wie für Electro - Rock gemachten Stimme sowohl für verbindende Elemente, als auch für stimmliche Highlights. Auch gegenüber dem teils sehr dominanten Gitarrengewitter bleibt sein Gesang am Ende des Tages das prägende Element der Songs. Was uns auch gefällt: Das Artwork inkl. 12 seitigem Booklet ist angemessen schön gestaltet und führt uns vom Ruhrgebiet direkt in einen Maya Tempel, aber vor allem: Die durchweg gelungenen Texte sind in Schriftart, Größe und Farbe lesbar abgedruckt, was leider in diesen Zeiten keine Selbstverständlichkeit ist.Zur Höchstform laufen MICROCLOCKS in den aufgewühlten Tracks auf, wenn Gitarre und Stimme gegeneinander und miteinander arbeiten („White Rabbit“), aber auch wenn es ruhiger wird, die Gitarre sich entspannt rauchend zurücklehnt und die Stimme von JT das elektronische Klangmeer durchpflügt wie bei unseren Ruhrgesichter – Favoriten „Nothing but a thought“ und „Here i am“. Auch der herrlich altmodische Titeltrack „Soon before sundown“ begeistert uns mit „Hammond - Orgelsound“, Piano Klängen und 70er Jahre Hardrockatmosphäre. Hammerstark! Nein, es gibt nichts auf diesem Album, das revolutionär neu wäre und auch das Songwriting haben MICROCLOCKS nicht komplett neu erfunden. Stattdessen hören wir atmosphärisch dichte, handwerklich perfekt eingespielte Songs mit Seele. Manchmal lassen uns einige Songs ahnen, wie Depeche Mode klingen würde, wenn Dave Gahan jemals einen guten Gitarristen getroffen hätte. Ist das also noch moderner, zeitgemäßer Electro - Rock? Scheiß drauf, denn es ist gut. Richtig gut. Erfrischender Electro Rock, spannende Texte zu wirklich relevanten Themen, richtig gute Musiker: Das sind MICROCLOCKS auf „Soon Before Sundown“. Soon Before Sundown erscheint beim Label Echozone. www.microclocks.dewww.facebook.com/microclocksMICROCLOCKS Frontmann „JT“ hat für die Ruhrgesichter ein paar Zeilen zu seiner Sicht auf das Ruhrgebiet zwischen Stadtentwicklung und Kultur verfasst. Der Beitrag ist hier zu finden.