RuhrGesichter

Vom verwaisten Land und der Vergeblichkeit…

Im  

Essener  

Turock  

stellen  

die  

Israelis  

von  

„Orphaned  

Land“  

ihr

neues  

Album  

„Unsung  

Prophets  

&  

Dead  

Messiahs“  

vor.  

Zuvor

spielen Aevum, Subterranean Masquerade und In Vain.

Beim  

Dönermann  

berichten  

wir  

vor  

dem  

Konzert  

auf  

Nachfrage,

wo  

es  

hin  

geht.  

Er  

fragt:  

„Eine  

Band  

aus  

Israel?  

Juden?“  

und

rümpft   

die   

Nase.   

Es   

wird   

in   

jeder   

Hinsicht   

Zeit,   

das   

Turock

aufzusuchen und wir freuen uns auf vier starke Bands.

Orphaned Land in Essen

Als „Aevum“ wird in der Scholastik die Existenzweise der Engelhierarchien im Himmel bezeichnet. Und so wird es bei den Gothic Metallern mit dem bereits bekannten männlich weiblichen Wechselgesang immer wieder himmlisch, richtig geil jedoch immer dann, wenn sie anfangen experimenteller zu werden und gelegentlich die schon ziemlich ausgetretenen Gothic Metal Pfade verlassen. Dann wird es dramatisch, spannend, umwerfend. Aevum überraschten auf der Bühne nebenbei mit ihrer eigenen Version der Mannequin Challenge und diversen gutgemeinten Tanzeinlagen.    In der unbestechlichen Ruhrgesichter Live Punktevergabe erreichen Aevum himmlische 7,3 von 10 Punkten.   Wir bedanken uns schon jetzt bei „Subterranean Masquerade“ für den schönen Auftritt und exzellente Momente. Ich gebe reumütig zu: Ich kannte diese progressiven Metaller bislang nicht. Sie erfüllen das Turock mit einem luftig-leichten Hauch von Pink Floyd sowie knisternder Lagerfeuer Romantik und löschen das Lagerfeuer gelegentlich mit einer fetten Doomkeule. Spannend, cool, entspannt. SM kommen beim aufmerksamen und agilen Publikum trotz anspruchsvoller, teils sperriger Klänge saugut an. Was auch daran liegen dürfte, dass die Band keinen Publikumsdurchhänger duldet und stets zu neuen rhythmischen Aktivitäten :-) animiert und dies ohne, dass die Musik darunter leidet. Die Wände des Turocks dehnen sich, werden durchlässig und geben den Blick frei auf die endlosen Weiten des Ruhrgebiets und die sternklare Nacht über dem Pott, der Geist wird weich und der Keks krümmelig, das Bier schmeckt nach Freiheit und der bärtige Typ neben mir riecht nach Tabak und Jasmin.   Ich bekomme Angst, besorge mir das Album von Subterranean Masquerade, vergebe einen Punkt für eine volle Bühne, 7 Punkte für einen unerwarteten musikalischen Trip und einen Extra Punkt für irgendwas anderes, somit kommen wir auf wissenschaftlich fundierte 9 von möglichen 10 Live Punkten.   Die Norweger von „In Vain“ zerlegen das Turock durchaus brachial mit einem epischen Doom und Progressive Metal Breitschwert, wissen aber auch den feinen Degen zu führen. Wütend, brutal, anklagend, klar wie die norwegische Nacht und hart wie Harald der III. In Vain weben unfassbar talentiert und mit sicherer Hand unterschiedlichste Elemente in ihre Musik ein, auf der Bühne steht eine Band wie ein Mann, die Songs sind auf den Punkt und verlieren sich nicht in Experimenten.   Klasse. 8,2 von 10 Live Punkten!  Die Headliner sind an diesem eiskalten Konzertabend im gut gefüllten Turock natürlich die sympathischen Orient Metaller von „Orphaned Land“, die ihr sechstes Studioalbum Unsung Prophets & Dead Messiahs im Gepäck haben. Wieder eine volle Bühne, ein begeistertes Publikum, eine hörenswerte Message und ein toller musikalischer Querschnitt durch die Orphaned Land Geschichte. Orphaned Land eröffnen ihr Set mit dem grandiosen “THE CAVE” vom neuen Album und bieten in der Folge alles, was man von einem OL Konzert erwartet. Dass hier Ausnahmemusiker am Werk sind, war ohnehin jedem Besucher vorher klar. Dass darüber hinaus eine einzigartige Atmosphäre im Turock entsteht, ist schon etwas Besonderes. Ethnorockige Elemente wechseln mit hartem Metal, die Musik ist vielschichtig und verliert live nichts an ihrer beeindruckenden Intensität. Metal für verwöhnte Ohren.   Friedvolle 9,5 von 10 möglichen Live Punkten.   Und so endet ein beeindruckender Konzertabend im Turock, das uns in die erbarmungslos kalte Nacht spuckt. Über uns leuchtet der Halbmond.           Bildquelle: Orphaned Land: Pressebild Century Media