RuhrGesichter

WE   

WILL   

KALEID:   

Das   

Alternative-Pop   

Duo

spielte  

unter  

dem  

Titel  

„A  

SHAPE  

OF  

FADING“

fünf  

Konzerte  

an  

fünf  

besonderen  

Orten.  

Einer

dieser    

Orte    

war    

das    

Schieferbergwerk    

in

Nuttlar.  

Die  

Ruhrgesichter  

schnappten  

sich  

das

Grubengeleucht  

und  

stiegen  

für  

ihre  

Leser  

in  

die

sauerländer Unterwelten hinab. 

Ein   verregneter   Freitagabend   in   einem   kleinen   Dorf   inmitten   der dichten,    nebelverhangenen    Wälder    des    Sauerlandes:    Ich    steuere meinen      Skoda      auf      einen      kleinen      von      Fackeln      erhellten Waldparkplatz.

WE WILL KALEID unter Tage:

Kaleidoskop & Berggeist

Dort   erhalte   ich   meine   Eintrittskarte   zum   Konzert   von   WE   WILL   KALEID   und   –   eine   Auflage des    Bergamtes    für    alle    Besucher    des    Bergwerkes    „Schieferbau    Nuttlar“    –    einen Bergwerkshelm.   Durch   den   Kaiser-Wilhelm-Stollen   führt   mich   mein   Weg   tief   in   den   Berg   bis zur   sogenannten   „Halle   der   Wale“;   dort   rüsten   sich   bei   8°C   weitere   einhundert   Behelmte mit heißem Punsch für das ausverkaufte Konzert unter Tage. Ich   gestehe:   Als   bekennender   Bergwerksfan,   der   den   „Schieferbau   Nuttlar“   schon   länger auf   der   „Liste   der   unbedingt   zu   besuchenden   Orte“   hat,   ist   das   Konzert   dieses   mir   bislang völlig   unbekannten   Duos   ein   willkommener   Anlass,   einen   ersten   Blick   in   das   Bergwerk   zu werfen    und    vielleicht    den    persönlichen    musikalischen    Horizont    mal    wieder    etwas    zu erweitern.   Die   Vorfreude   auf   musikalische   Überraschungen   wird   jedoch   schnell   getrübt,   als ich   das   Schlagzeug   neben   dem   Keyboard   erblicke.   Oje,   das   könnte   laut   werden   und   die Stimmung   des   Bergwerkes   gehörig   zertrommeln…   Wie   sieht   das   eigentlich   mit   der   Statik aus   und   wo   genau   ist   eigentlich   der   Notausgang?   Bei   der   Suche   nach   eben   diesem   :) strande   ich   jedoch   an   der   Heißgetränkeausgabe,   ergebe   mich   meinem   Schicksal   sowie   dem Glühwein und lausche den ersten Klängen von WE WILL KALEID. Bereits   nach   den   ersten   Takten   wird   klar:   Was   vom   Schlagzeug   kommt   ist   wohldosiert, dezent,      vielseitig,      wunderschön,      auf      den      Punkt      und      in      den      musikalischen Ausrufungszeichen   angemessen   druckvoll.   Ganz   stark,   wie   Lukas   Streich   seinen   Beitrag   zu der   im   positivsten   aller   Sinne   sehr   eigenen   Klangwelt   leistet   und   beeindruckend,   wie   sehr das   Schlagzeug   mit   der   Stimme   von   Jasmina   de   Boer   und   den   sphärischen,   ruhigen   Sounds der   eigenwilligen   „Alternative–Pop“   Songs   harmoniert.   Meine   Befürchtungen   sind   bereits nach wenigen Takten widerlegt. Der    beeindruckende    Gesang    schwebt    durch    die    Bergwerkshalle,    sammelt    sämtliche anwesende   Ohren   und   Herzen   ein   und   gibt   sie   nicht   wieder   her.   Auch   die   Akustik   der   Halle ist   richtig   gut   und   nicht   zu   „verhallt“.   Es   ist   zwar   das   erste,   aber   es   wird   sicher   nicht   das letzte Konzert sein, das an diesem Ort stattfindet. Lukas   Streich   und   Jasmina   de   Boer,   Studierende   an   der   Musikhochschule   Münster,   haben nicht   nur   eine   Vorstellung   von   funktionierenden   Songs,   sondern   wissen   auch,   wie   man diese umsetzt. Kurzum: WE WILL KALEID wissen, was sie tun. Manchmal   fehlt   es   handwerklich   guten   Musikern   an   der   Verrücktheit,   an   der   besonderen Idee,   dem   kreativen   Plan.   Auf   der   anderen   Seite   lassen   viele   vor   Ideen   sprühende   Kreative die   Fähigkeit   vermissen,   ihre   Vision   adäquat   umzusetzen.   WE   WILL   KALEID   schaffen   es, spannende   musikalische   Ideen   in   Songs   zu   wickeln,   die   beim   ersten   Hören   zünden   und (vermutlich) auch auf Dauer Spaß machen können, ohne aufdringlich zu werden. Wie   es   sich   bei   einem   Konzert   kurz   vor   Halloween   gehört,   stören   die   Berggeister   kurzfristig die   empfindliche   Technik,   so   dass   die   unerwartete   Pause   den   Glühweinab-   und   umsatz   in schwindelerregende   Höhen   treibt.   Ich   treibe   mit.   In   Gesprächen   mit   anderen   Besuchern wird   deutlich:   WE   WILL   KALEID   begeistert,   so   dass   die   ersten   Fragen   aufkommen,   wo   denn eine   CD   zu   erwerben   sei.   Leider   existiert   noch   keine   Silberscheibe,   doch   das   Duo   gelobt   im zweiten   Konzertteil   Besserung   und   kündigt   eine   Veröffentlichung   für   2017   an.   Wir   sind gespannt,   zumal   es   den   beiden   zuzutrauen   ist,   dass   auch   die   Songtexte   überzeugen,   die aktuell   leider   auch   nicht   auf   der   etwas   schmalen   Homepage   zu   finden   sind,   die   auch   sonst unsere   berüchtigte   Neugierde   nicht   befriedigen   konnte,   so   dass   wir   beim   Schlagzeuger Lukas Streich nachfragten: RG:   Ihr   habt   Eure   Konzertreihe   mit   Auftritten   an   ungewöhnlichen   Orten   nun   abgeschlossen. Wie werdet Ihr das Konzert im Bergwerk in Erinnerung behalten? LS:   Jeder   Ort   unserer   Reihe   hatte   definitiv   seine   Besonderheiten.   Das   Bergwerk   war   aber wahrscheinlich    der    beeindruckendste    Ort,    an    dem    wir    spielen    durften.    Das    Gefühl tatsächlich   in   einem   Berg   zu   stehen,   lässt   sich   nur   schwer   in   Worte   fassen.   Es   war   eine Mischung   aus   Ehrfurcht   und   Begeisterung   für   die   Natur.   Um   den   Sound   haben   wir   uns   im Vorfeld   viele   Gedanken   gemacht   und   hatten   sogar   Angst,   dass   er   nicht   zu   kontrollieren wäre.   Das   Gegenteil   war   dann   aber   der   Fall.   Der   Sound   war   bombastisch.   Ganz   besonders haben   wir   uns   natürlich   gefreut,   dass   wir   diesen   Ort   und   Sound   mit   über   100   Leuten   teilen konnten. RG:   Wie   kam   es   zu   der   ausgefallenen   Idee   zu   dieser   kleinen   Konzertreihe   an   ausgefallenen Orten? LS:   Uns   sind   generell   Konzepte   sehr   wichtig.   Wir   wollten   unsern   Zuschauern   eine   Erfahrung auf   möglichst   vielen   Ebenen   bieten.   Dafür   brauchen   wir   den   größtmöglichen   Einfluss   auf Ort,   Raum,   Veranstaltungsgröße…   Daraus   entstand   dann   die   Idee,   unsere   Musik   an   Orte   zu bringen,   an   denen   sonst   keine   Musik   stattfindet.   Besonders   spannend   war   daran,   dass jeder Ort seinen ganz eigenen Klang mit sich bringt. RG:   Zwischenzeitlich   musste   das   Konzert   aufgrund   verschiedener   unerwünschter   und   vor allem ungespielter Sounds unterbrochen werden. Was war da los? LS:   Wir   glauben   fest   daran,   dass   sich   ein   Höhlengeist   in   unser   Equipment   verirrt   hat. Vielleicht   war   es   aber   auch   einfach   nur   zu   kalt   und   feucht   für   unseren   Laptop.   Aber   das halten wir für eher unwahrscheinlich. RG: „WE WILL KALEID“: Was hat es mit dem Bandnamen auf sich? LS:   Der   Blick   durch   ein   Kaleidoskop   zeigt   einem   eine   sich   ständig   verändernde   eigene   Welt. Den   selben   Anspruch   haben   wir   auch   an   uns   als   Künstler.   Wir   versuchen   dem   Zuhörer genau das auf musikalischer Ebene zu bieten. RG: Wie würdest Du die Musik beschreiben? LS:   Wir   haben   uns   mit   der   Band   einen   Raum   geschaffen,   in   dem   sowohl   Pop   als   auch Experimentelles   seinen   Platz   findet.   Jeder   Song   hat   dabei   seinen   eigenen   Sound   und   seine eigene   Geschichte,   ist   aber   auch   Teil   des   Ganzen.   Auf   die   böse   Genre-Frage   haben   wir bisher immer mit Alternativ Pop geantwortet. RG: Habt Ihr musikalische Vorbilder? LS:   Auf   jeden   Fall.   Jede   Menge.   Und   sogar   viele   gemeinsame.   Was   uns   besonders   fasziniert sind   Künstler   mit   einem   eigenen   Sound,   die   sich   trauen   etwas   Neues   zu   machen.   Wir   sind beide   schon   immer   große   Radiohead-Fans.   Aktuell   verfolgen   wir   mit   großer   Neugier   die Newcomerin   Josin.   Deshalb   freuen   wir   uns   ganz   besonders,   sie   am   7.11.   in   Dortmund supporten zu dürfen. RG: Wann gibt es WE WILL KALEID auch zum Mitnehmen für Zuhause? LS:   Im   Moment   arbeiten   wir   an   unserm   ersten   Album,   das   im   April   2017   erscheinen   wird. Schlagzeug   und   die   Tasteninstrumente   sind   bereits   im   Kasten.   Nächste   Woche   schließen   wir uns vier Tage lang in einer Hütte im Wald ein, um den Gesang aufzunehmen. Wer   uns   bei   der   Albumfinanzierung   unterstützen   möchte,   kann   dies   tun,   indem   er   es   jetzt schon zum Preis von 12 Euro vorbestellt. Das geht per Mail an info@wewillkaleid.com . RG: Danke für Deine Antworten, viel Erfolg mit der Band. Wir sind gespannt auf Eure CD. Wer   wie   wir   gerade   in   Vorfreude   auf   den   Silberling   schwelgt,   kann   sich   die   Wartezeit verkürzen mit zwei Videos von WE WILL KALEID... 
Alle Fotos von WE WILL KALEID: ©  Christopher Kolbe