Breaking the Silence
Schluss mit der Ruhe in Arnsberg!
Der
namensgebende
Sebastian
ist
heilig,
da
er
als
römischer
Soldat
von
seinen
Dienstherren
gemeuchelt
wurde,
weil
er
sich
zum
Christentum
bekannte.
Die
Darstellungen
des
halbnackten,
von
Pfeilen
durchbohrten
Sebastian
wurden
in
den
1980er
Jahren
in
der
Schwulenbewegung
relevant
und
bereits
zuvor
im
19.
Jahrhundert
wurde
der
Heilige
zur
Identifikationsfigur
für
schwule
Katholiken.
„Es
wird
erzählt,
dass
Junggesellen,
die
in
ihrer
Wohnung
ein
Bildchen
des
Sebastian
aufgestellt
haben,
Eingeweihten
signalisieren
konnten,
dass
sie
Männer
begehren",
so
die
Autorin
Stephanie
Höllinger
in
ihrem
Buch
"Sebastian:
Märtyrer
–
Pestheiliger
–
queere
Ikone".
Was
auch
immer
die
Statue
des
Heiligen
in
der
Schützenhalle
uns
mitteilen
wollte:
Nachdem
wir
unsere
Pronomen
auf
einem
Aufkleber,
der
im
Eingangsbereich
abzugreifen
war,
angekreuzt
hatten,
betraten
wir
am
„Newcomer-Friday“
die
heilige
Festival
Halle
mit
der
kleinen,
aber
feinen
Bühne,
vielen
unfassbar
engagierten
und
freundlichen
Helfern
und
zahlreichen
Freunden
der
schönen
Musik
mit
aufmerksamen
Ohren
und
angemessen
viel
Durst.
Wenn
der
Veranstalter
schon
ein
Festival
für
kleines
Geld
anbietet,
dann
hatten
die
Ehrenmänner
&
-frauen
wenigstens
den
Anspruch,
sich
ordentlich
einen
hinter
die
Rüstung
zu
römern,
um
auf
diese
Weise
ein
paar
Taler
in
den
Kassen zu lassen.
Den
musikalischen
Anfang
machten
Blame
Evolution
aus
Schwerte.
Die
Band
rund
um
Sängerin
Ann-Kathrin
Moor
erwischte
das
Publikum
sofort
auf
dem
richtigen
Fuß
mit
Hello
Kitty
–
Gitarre,
energiegeladener
Spielfreude,
die
an
den
richtigen
Stellen
auch
mal
rotzig
wurde,
gutem
Gesang
und
versiertem
Mix
irgendwo zwischen Indie-Rock und Pop-Punk. Das hat Spaß gemacht!
Es
folgten
Becoming
Wind
,
mit
ihrem
leicht
folkigen
Metal
mit
sehr
sauberem
Klargesang
von
Elija
Franke
und
dunklem
Donnergro(w)llen
vom
Gitarristen
und
Co-Sänger
Fabio
Geyer.
Die
beiden
wurden
musikalisch
über
die
Bühne
gejagt
von
dem
gitarrierenden
Nils
Simmert,
der
zupfenden
Anna
Bach
und
dem
schlagenden
Till
Rammelt.
Am
Ende
bleibt
Folk-Metal
wie
jede
andere
Musikrichtung
auch
Geschmackssache,
Becoming
Wind
ging
jedenfalls
direkt
technisch
versiert
und
mit
Anlauf
auf
die
Zwölf
und
auch
im
Songwriting
vernahmen
unsere
Ohren
originelle
Wendungen,
für
die
sich
unsere
schwarze
Seele
immer
erwärmen
kann.
Schaut
mal
auf
www.becoming-wind.de
vorbei
und
gönnt das Video zu „Ronin“ mal Eurem Ohr, Auge und Herz.
In
der
Umbaupause
schlenderten
wir
durch
die
Halle,
tranken
ein
Kaltgetränk
auf
das
Wohl
des
heiligen
Sebastian
und
nervten
die
Langhaarigen
am
Stand
von
Metality,
der
weltweiten
Community
gegen
zu
leise
Musik
und
für
Zusammenhalt
unter
Metalheads
im
Moshpit
des
Lebens.
Wer
nach
diesem
Festivalbericht
seine
Lesebrille
noch
etwas
aufbehalten
möchte,
der
klicke
einmal
auf
metality.org
und
schlaue
sich
diesbezüglich
auf.
Den
Newcomer
Abschluss
bildeten
am
Freitag
dann
Lost
Sanity
mit
ihrem
modernem
Metalcore,
melodisch,
doch
mit
harter
Kante,
an
der
man
sich
auch
mal
weh
tun
kann.
Bis
auf
den
später
hinzugekommenen
Sänger
Julian
spielen
Lost
Sanity
seit
2017
zusammen
und
schleuderten
in
Arnsberg
-neben
sauberem
Handwerk-
authentisch-wirkende,
emotionale
Reflexionen
zwischen
die
Festivalbesucher:
Mal
wütend,
dann
fragil
und
vor
der
Welt
erschreckend,
dann
wieder
wütend.
Und
dann
nochmal
wütend.
So endete ein Abend unter endlich mal wieder normalen Leuten…
Am
Festival
-
Samstag
fand
sich
die
Metal-Gemeinde
pünktlich
in
der
Heimstatt
des
heiligen
Sebastian
ein,
um
dem
Sänger
und
der
Band
Chriz
Doe
zu
lauschen,
die
den
Weg
aus
dem
Sauerländer
Bermudadreieck
Attendorn
-
Finnentrop
-
Meinerzhagen
ins
beschauliche
Oeventrop
gefunden
haben.
Als
die
Band
die
Bühne
enterte,
fragte
irgendwer
im
Zuschauerraum,
ob
der
Keyboarder
„der
Wendler“
sei,
doch
bei
den
ersten
treibenden
Klängen,
auch
vom
Tastenmann,
der
mitnichten
für
die
atmosphärischen
Fill-Ins
zuständig
war,
sondern
die
Sause
zusätzlich
befeuerte
(lasst
uns
Vorurteile
gegen
Tasten
im
Metal
abbauen!
Nicht
Tasten
töten
den
Metal,
sondern
jene
tastenden
Personen
(m/w/d),
die
glauben,
die
Gitarren
seien
zu
laut…),
verstummten
die
Narreteien
und
es
gab
auf
die
Glocke
mit
fettem
Metalcore
und
rockigem
Gesang.
Die
durchaus
abwechslungsreiche,
aber
mächtige
Schallbestie
wälzte
sich
durch
die
Halle,
kroch
in
die
Ohren
und
blieb
in
den
Köpfen.
Wir
hatten
den
Eindruck,
dass
sich
bei
Chriz
Doe
neben
der
überzeugenden
Musik
auch
textlich
und
konzeptionell
das
eine
oder
andere
Bedeutungsvolle
und
Originelle
zu
entdecken
geben
könnte;
dies
herauszufinden,
dafür
ist
ein
dreiviertelstündiger
Auftritt
natürlich
nicht
der
perfekte
Ort,
sondern
wurde
auf
später
verschoben.
Chriz
Doe? Kommt auf die Merkliste.
Zugegeben:
Außer
dem
Headliner
Darkness
kannten
wir
vor
diesem
Festival
keine
der
aufspielenden
Bands
und
warteten
die
ganze
Zeit
auf
einen
richtigen
Qualitätshänger,
der
es
uns
ermöglich
hätte,
uns
mal
einer
Currywurst
Pommes
Mayo
unsere
Zuwendung
zu
schenken.
Tatsächlich
lieferten
die
stilistisch
sehr
unterschiedlichen
Bands
jedoch
allesamt
ab,
jede
auf
die
eigene
Art.
Wer
also
Bock
hat,
neue
Bands
auf
hohem
Niveau
zu
entdecken,
der
merke
sich
das
Breaking
the
Silence
Festival
schonmal
vor
für
die
Jahre
2026
bis
2066.
Danach
geht
die
Welt
unter,
sorry,
aber
bis
dahin
lässt
sich
noch
so
manch
schöne
Stunde in Oeventrop verleben.
Unsere
ganz
persönliche
Redaktions
–
Neuentdeckung
auf
diesem
an
Entdeckungen
nicht
eben
armen
Festival
waren
jedoch
Darkk
.
Wir
können
noch
immer
nicht
glauben,
dass
diese
Band
bislang
an
uns
vorüber
geschlichen
ist:
Auf
der
Bühne
stand
eine
eingespielte
Einheit,
die
mit
musikalischem
Können,
Originalität
trotz
sofort
zündender
Eingängigkeit
(nicht:
Eintönigkeit!),
intensiver
Bühnenpräsenz
gepaart
mit
erkennbarem
Bock
auf
Konzerte,
das
Publikum
sofort
im
Sack
hatte,
diesen
Sack
mit
gekonnten
Handgriffen
zuknotete,
um
fortan
die
Besucher
schwungvoll
in
ihr
darkkes
musikalisches
Universum
zu
schleudern:
Gitarrist
Malik
Aziz
versteht,
wie
man
das
Publikum
einbindet.
Sängerin
Kim
Moll
singt,
schreit
und
lacht,
dass
es
eine
Freude
war,
das
war
stimmlich
mit
hohem
Wiedererkennungswert
wirklich
gut
und
variabel,
aber
nicht
zu
verspielt,
so
dass
die
Musik
wuchtig
in
die
richtige
Richtung
metalcoren
konnte.
Und
irgendwo
zwischen
Melodie
und
Aggression
blieb
Kim
Moll
immer
noch
Zeit
für
ein
Tänzchen
auf
dem
imaginären
Vulkan.
Die
Musik
war
geradeaus
schiebend,
eingängig,
teils
hart
an
der
Grenze,
an
der
ein
in
eine
eiserne
Rüstung
gegürteter
Ohrwurm
lauerte,
aber
im
Songwriting
stets
clever
gebaut
mit
einem
erfrischenden
Maß
an
Originalität.
Und
da
es
nicht
nur
uns
gefallen
hat,
sondern
auch
dem
Rest
der
Anwesenden,
wurde
die
Band
zur
Zugabe
gezwungen.
Fazit:
Darkk
ist
eine
Band,
die
nicht
nur
Fans
von
handgefertigtem
Metalcore,
sondern
auch
die
Verantwortlichen
der
Branche
auf
dem
Schirm
haben
sollten:
Wohl
dem,
der das Funkeln am Wegesrand frühzeitig erkennt. Amen.
Es
folgten
Sextrow
:
Metal
und
Pornos
hatten
in
den
1980er
Jahren
gemeinsam,
dass
einfach
viel
mehr
Haare
im
Spiel
waren
als
heute.
Die
Glam-Hardrocker
von
Sextrow
aus
Köllefornia
brachten
einen
Hauch
80er
Jahre
Hairmetal
in
die
Schützenhalle.
Gänsehaut,
Glamour
&
Gitarrenriffs:
Die
Herrschaften
aus
Köln
rockten
erfrischend
drauf
los.
Es
wurden
sämtliche
Rock'n'Roll
Klischees
bedient,
und
das
war
auch
gut
so:
Richtig
guter
Party
Rock,
hier
wurde
nicht
die
Musik
neu
erfunden,
sondern
man
kramte
das
Beste
aus
der
wilden
Zeit
hervor,
polierte
es
auf,
packte
es
in
ein
stimmiges
Konzept
mit
guten
Musikern
nebst
Ausnahmesänger
und
ab
ging
die
Luzie.
Vor
unserem
geistigen
Auge
donnerten
passend
zur
Musik
99
Rocker
auf
ihren
Harleys
durch
die
Schützenhalle;
alle
mit
Sextrow
Kutte...
Können
wir
jetzt
nicht
24/7
hören,
ging
für
ein
Festivalstündchen aber mehr als klar und hat viel Spaß gemacht.
Die
Ruhrpott-Thrash-Legenden
Darkness
schließlich
feierten
40-jähriges
Jubiläum
und
spielten
sich
durch
einen
Querschnitt
ihres
Musikschaffens.
Dabei
strahlte
Sänger
Lee
bei
seinen
Interaktionen
mit
dem
Publikum
eine
Gelassenheit
aus,
die
nur
die
Erfahrung
der
aufgesetzten
Lässigkeit
der
Jugend
irgendwann
abringt.
Auch
das
macht
Darkness
Auftritte
trotz
des
schnellen
Thrash
Metal
irgendwie
zu
einem
gemütlichen
Familientreffen.
Großartig.
Bei
'Death
Squad'
aus dem Jahr 1987 haben wir kurz leise ins Bier geweint. Schön.
Nach
dem
Headliner
war
noch
Zeit
für
die
Lokalhelden
Oeventrooper
,
die
aus
Gründen
mit
zwei
Bassisten
spielten
(irgendwie
war
unklar,
ob
der
Bassist
es
zum
Auftritt
schafft
und
so
hatte
man
Ersatz
besorgt.
Nun
waren
beide
da
und
dann
hat
man
halt
auch
beide
auf
die
Bühne
gestellt.
So
geht
das
im
Sauerland.).
Spaß
pur
mit
vielen
tollen
Coverversionen
zwischen
Slayer
und
Metallica
und
ausreichend
Pausen
zum
Nachhopfen.
Und
mutmaßlich
der
gleiche
Typ
im
Publikum,
der
am
Vortag
„den
Wendler“
zu
erkennen
geglaubt
hatte,
war
sich
nun sicher, dass Mario Barth der Sänger der Oeventrooper war. Machste nix dran.
Festival
Fazit:
Viele
tolle
Menschen,
hohes
Niveau
bei
den
Bands
und
durchgehend
wirklich
vernünftiger
Sound,
ergo
passender
Rahmen
und
der
heilige queere Sebastian war auch da. Breaking the Silence Vol. 8 kann kommen.