RuhrGesichter Wenn sich im September dunkle Wolken über das Hönnetal legen und die Sommersonne ihre Koffer packt, dann ist es genau die richtige Zeit für die Musikliebhaber aus aller Welt ihre Zelte auf der nassen Campingwiese beim Prophecy Fest aufzuschlagen.

Mystik, Musik und Mythos                                                             

Prophecy Fest 2025 in der Balver Höhle

2025     blieb     das     Festival     seinem     Grundgedanken     treu,     gleichermaßen Geburtstagsparty   des   Labels,   Musikfestival   und   Familientreffen   zu   sein.   Auch organisatorisch   zeigte   sich   das   Festival   erneut   detailverliebt:   Das   Ticket   umfasste beispielsweise   wieder   ein   hochwertiges   Programmbuch   in   Hardcover   mit   CDs, Texten, Fotografien und exklusivem Artwork. Im   Städtchen   Balve   sind   die   dunklen   Heerscharen,   die   einmal   im   Jahr   den   Weg zur   Balver   Höhle   finden,   gern   gesehene   Gäste.   In   den   beiden   in   unmittelbarer Nähe   zum   Festivalgelände   gelegenen   Supermärkten   durften   die   Mitarbeiter   ihr bestes   Englisch   auffrischen,   um   zum   Beispiel   Dan   Capp   (Wolcensmen   und   einiges mehr)   an   der   Rewe   SB   –   Kasse   beim   Eierkauf   mit   Rat   und   Tat   zur   Seite   zu stehen,   für   die   Metal-Horden   das   Glücksrad   zu   drehen   und   zur   Eröffnung   des Marktes   Ballontiere   zu   basteln…   In   Zusammenarbeit   mit   der   Stadt   Balve   fanden auch in diesem Jahr wieder historische Stadtführungen statt. Erstmals    gab    es    auf    dem    Campinggelände    den    Versuch    vor    dem    Start    der Konzerte   am   Freitag   Aktionen   „von   Fans   für   Fans“   anzubieten,   in   diesem   Jahr   war es   Yoga   auf   der   Campingwiese.   Eine   gute   Idee,   die   jedoch   noch   deutlich   Luft nach oben hat. Die    Balver    Höhle,    ein    Ort    von    Naturwundern,    Geschichte    und    akustischem Zauber,   war   auch   beim   diesjährigen   Festival   Bühne   und   Mitakteur   zugleich.   Die Höhle    ist    kein    bloßer    Schauplatz,    sondern    Resonanzraum    –    akustisch    wie emotional.   Hier,   unter   dem   Gewicht   von   Millionen   Jahren   Kalkgestein,   erklang eine   Musik,   die   nicht   auf   schnelle   Effekte,   sondern   auf   Tiefe,   Atmosphäre   und Bedeutung setzt. Veranstaltet    wird    das    Festival    alljährlich    vom    deutschen    Label    Prophecy Productions,   das   sich   einen   Ruf   als   Kurator   dunkler,   genreübergreifender   Musik zwischen    Neofolk,    Metal    und    Avantgarde    erarbeitet    hat.    Was    als    Idee    des Labelgründers   Martin   Koller   begann,   hat   sich   zu   einem   der   eigenständigsten Musikfestivals   Europas   entwickelt   –   mit   internationaler   Strahlkraft,   aber   ohne Ambitionen   auf   höher-schneller-weiter,   Peter   Maffay   und   Riesenrad.   Es   ist   kein Festival   der   Superlative,   sondern   eines,   das   Handwerk,   Klang,   Gemeinschaft   und Geschichte     ernst     nimmt,     eine     streng     kuratierte,     atmosphärisch     starke musikalische    Reise.    Was    das    Prophecy    Fest    von    anderen    Veranstaltungen unterscheidet,   ist   nicht   nur   der   Ort,   sondern   die   Philosophie.   Es   geht   nicht   um Stars   und   Slots,   sondern   um   ein   organisches   Ganzes.   Statt   auf   Masse   setzt   man auf Klasse – mit einem Publikum, das bereit ist, sich einzulassen. Dazu   passte   auch   der   Festivalauftakt   am   Donnerstag :   Die   sogenannte „Prophetic    Overture“    ist    kein    voller    Konzerttag,    sondern    eine    behutsame Einstimmung.   Akustiksets,   Folk,   Feuerkörbe,   ein   Welcome-Drink   –   so   beginnt   das Fest   nicht   mit   einem   Paukenschlag,   sondern   mit   einem   Flüstern.   Leider   hatten   die verantwortlichen   Wetterhexen   einen   schlechten   Tag,   so   dass   die   Auftritte   von „Vrimuot“   und   „Dymna   Lotva“   im   stömenden   Regen   stattfanden;   bei   Letzteren waren   wir   bereits   im   Tretboot   auf   der   Heimreise.   Das   Beste   gegen   Sonnenbrand, sind halt Festivals im Sauerland. Vorher   genossen   wir   jedoch   die   Dark-Synth   Sounds   von   „Tir“   und   „Nest“   mit   einer magischen   Darbietung   auf   der   traditionell   finnischen   Kantele   im   Rhythmus   des tropfenden   Regens.   Das   waren   wundervolle,   leise   Sets,   bevor   „Wolcensmen“   Dan Capp   zur   Gitarre   griff   und   mit   akustischem   Dark   Folk   wie   bereits   im   Vorjahr restlos überzeugen konnte. Wir finden: Es wird Zeit für ein neues Album! Die   Veteranen   der   Prophetic   –   Overture,   Vrîmuot,   lieferten   dann   im   sauerländer Regen   ein   starkes   Set   mit   neuen   Songs   des   frischen   Albums   „Lupus   Viridis“   ab. Das   war   großartiger,   romantisch-mythischer   Dunkel-Folk   aus   dem   Teutoburger Wald   und   eine   echte   Empfehlung   für   jeden,   der   ein   offenes   Ohr   für   dieses   Genre hat. Am   Freitag    ging   es   dann   um   15:40   Uhr   mit   „Kall“   in   der   Höhle   weiter.   Das Nachfolgeprojekt   der   Depressive-Black-Metal-Pioniere      „Lifelover“   spielt   neben eigenem    Material    im    regulären    Set    am    Freitag    auch    Lifelover    -    Songs    am Samstag,    eine    Hommage    an    das    eigene    Vermächtnis.    „Hangover    in    Minsk“ brachte   die   Musikfreunde   von   Dymna   Lotva   mit   neuem   Projekt   auf   die   kleine Second   Stage   im   hinteren   Höhlenteil.   Die   Second   Stage   wurde   in   diesem   Jahr   nur noch    für    drei    Slots    am    Freitag    und    zwei    am    Samstag    genutzt;    insgesamt funktionierte   der   Wechsel   zwischen   den   Bühnen   recht   gut;   auch   wenn   die   kleine Bühne   für   „leisere“   Töne   bei   gleichzeitigem   Soundcheck   auf   der   großen   Bühne nicht   geeignet   ist.   Darüber   hinaus   wäre   eine   etwas   höhere   Bühne   hilfreich,   damit auch    die    Besucher    in    den    hinteren    Reihen    in    dem    schmalen    Höhlenarm gelegentlich   einen   Blick   auf   die   Helden   des   Metal   erhaschen   können.   „Hangover in   Minsk“   jedenfalls   widmeten   sich   neben   einer   überzeugenden   musikalischen Darbietung   mit   absolutem   Vernichtungswillen   der   Kiste   Veltins   auf   der   Bühne   und einem großartigen Duett mit Kall Sänger Kim Carlsson. Das   Mick   Moss   Projekt   „Antimatter“   folgte   auf   der   großen   Bühne   mit   dunklen, intelligenten   Klanglandschaften   und,   -das   freut   die   Konzertfotografen-:   Mit   tollem Licht   für   die   Medienmeute   im   Bühnengraben.   „Darkher“   machte   danach   Darkher- Sachen:   Das   melancholische   Projekt   der   Britin   Jayn   Maiven,   spielte   am   Freitag ein   „reguläres“,   am   Samstag   ein   akustisches   Set:   An   beiden   Tagen   wurden   wir beglückt   mit   einer   Klangreise   durch   düstere   Folk-Landschaften   und   das   eine   oder andere Metallerherz weitete sich zu einem saftigen Steak. „Autumnblaze“   spielten   auf   der   Second   Stage   zwei   Slots,   eines   mit   Material   der frühen   Jahre,   das   andere   mit   späteren   Songs,   bevor   die   in   unterschiedlichen Formationen   fast   schon   als   Permanent   Cave   Residents   zu   bezeichnenden   „The Vision    Bleak“,    ihr    Konzeptalbum    Carpathia    (A    Dramatic    Poem)    in    ganzer wundervoller   Länge   darboten   und   damit   zu   all   den   anderen   Höhlenwesen   auch noch Kutulu hinzubaten. Großartiger Auftritt! „Myrkur“    schließlich    verzauberte    mit    ihrem    einzigartigen    Mix    aus    nordischer Folklore,   (vorgeblich,   aber   darüber   lässt   sich   trefflich   streiten:)   „Black“   Metal   - Einflüssen,   Ambient,   eingängigem   Dänen-Pop   und   sogar   Singer-/Songwriter   ähnlichen   Passagen   die   Höhlenwelt.   Für   uns   eines   der   Highlights   des   gesamten Festivals   und   beim   Blick   nach   links   und   rechts   sahen   wir   den   einen   oder   anderen Höhlenmensch   (m/w/d)   begeistert   und   berührt   zugleich   ein   heimliches   Tränchen ins Bier weinen. Danach   bimmelten   uns   „Enslaved“,   die   ihre   EP   Hordanes   Land   aus   dem   Jahr 1993   zurück   auf   die   Bühne   brachten,   das   erwartbare   Brett   mit   voller   Breitseite   in den Glockenturm. Am    Samstag    fanden    sich    die    Fans    trotz    langer    Nacht     bereits    zu unchristlicher   Zeit   um   13   Uhr   wieder   in   der   Höhle   ein,   unter   den   Achseln   nicht immer   ganz   frisch,   aber   fest   entschlossen,   „Dornenreich“   nicht   zu   verpassen;   es war wie stets ein Genuss. Dornenreich, nicht die Achseln. „Imha   Tarikat“   rollten   mit   roher   Energie   durch   die   Höhle,   das   war   ambitioniert und     sehr     viel     besser,     als     wir     uns     im     Vorfeld     erhofft     haben.     Beim genreübergreifenden   Avantgarde-Projekt   „Kayo   Dot“   hatte   nicht   jeder   Besucher Lust   auf   akustische   Experimente,   so   dass   einige   Festivalgänger   die   Zeit   für   eine Pinkelpause     oder     ein     Pläuschchen     nutzen     oder     Bekanntschaft     mit     der berüchtigten   in   Öl   geschwenkten   Balver   Currywurst   machten.   „The   Great   Sea“ und   „Valborg“   bearbeiteten   die   Second   Stage,   letztere   mit   brachial   schwerem, schleppendem Schwermetall und sonorer Wucht. Großartig. „Soror   Dolorosa“   brachten   Post-Punk   und   Dark   Wave   in   die   Felsspalte,   während das   Black   Metal-Projekt   „Grab“   mit   dem   seltenen   Live   Auftritt   ein   besonderes Highlight   setzten.   Optisch   versank   man   als   eine   Art   „Black   Metal   Blue   Man   Group“ auf   der   Bühne   in   einem   anonymisierenden   blauschwarzen   Nebel   und   Licht   Matsch,    musikalisch    blieb    das    Ganze    jedoch    atmosphärisch    wuchtig    und schneidend scharf.  Es    folgte    der    unkaputtbare    „Balve-Wiedergänger“    Arthur    Brown    mit    seiner theatralischen,   extravaganten   Show;   das   Urgestein   des   Rock   (Jahrgang   1942) präsentierte   natürlich   bei   seinem   Welthit   „Fire“   aus   dem   Jahr   1968   (!)   erneut seine   brennende   Kopfbedeckung   und   rockte   die   Bühne,   als   wenn   83   Lebensjahre nichts   wären.   Wir   hoffen   auf   weitere   zwanzig   Jahre   Prophecy   Fest   mit   Arthur Brown   und   sind   zuversichtlich,   dass   mit   Markus   Stock   (Empyrium/The   Vision Bleak   usw.)   ein   würdiger   Nachfolger   als   Dauergast   für   die   dann   nachfolgenden 50 Jahre Höhlenbühnendauerpräsenz bereits in den Startlöchern steht… ;). Zum   Finale   feierten   die   portugiesischen   Dark-Metal-Pioniere   Moonspell   das   30- jährige Jubiläum ihres legendären Albums Wolfheart. Einzigartig. Fazit: Das war ein auch in diesem Jahr umwerfendes Prophecy Fest!
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