RuhrGesichter Im Herzen des PLWM befand sich bislang stets das „Infield“, in dem große Open-Air-Konzerte von namhaften Bands stattfanden. Es gab im Infield witterungsbedingt (so ist er, der Winter) immer mal wieder Wacken-Gedächtnis-Schlammatmosphäre, manchmal waren im Schneegestöber vor der Bühne auch Arktis-Expeditions-Erfahrungen von Vorteil. Die Zeiten, in denen sich das Publikum erstmal warm tanzen musste, sind ab diesem Jahr jedoch vorbei, denn die Veranstalter haben sich und uns ein riesiges 8-Master-Zirkuszelt gegönnt, in dem fortan bis zu 3500 Besucher wetterfest abrocken können. Wir Ruhrgesichter brachten gute Laune und unsere Kamera mit zur Veranstaltung, während die BILD-Zeitung vor der „Polarpeitsche“ warnte, mit der Tief Niklas uns mit Schnee, Frost und Kälte heimsuchen würde. Ganz so schlimm kam es dann doch nicht; es war also alles bereit für einen fulminanten Konzertabend in toller Atmosphäre.

ASP & Diary of Dreams                                                   

mit Two Minds Collide beim PLWM

Eröffnet    wurde    der    Reigen    im    bereits    sehr    gut    gefüllten    Zelt    durch    die Saarbrücker   Band   TWO   MINDS   COLLIDE .   Die   drei   Herrschaften   haben   wir zuvor   noch   nicht   live   genießen   dürfen,   insofern   waren   wir   besonders   gespannt. Das    Dargebotene    war    dann    sehr    eingängiger,    technisch    versierter,    sauber servierter   härterer   Rock   mit   guter   Gesangsstimme;   kritischere   Geister   als   wir   es sind    würden    die    Musik    vielleicht    sogar    als    „brav“    und    „überraschungsarm“ beschreiben:   Dunkle   Electro-Klänge   wurden   mit   knackigem   Rock   gemischt,   dazu kritische   englischsprachige   Texte.   Der   Anti-Kriegssong   „Marching   with   the   Dead“ hat aktuell natürlich erschreckend an Aktualität gewonnen. Uns    hat    es    gut    gefallen,    auch    wenn    die    Musik    der    Saarländer    keinen Innovationspreis   gewinnen   dürfte.   Two   Minds   Collide   kamen   auch   beim   Publikum gut   an   und   haben   -wie   wir   bei   einigen   Plaudereien   im   Anschluss   erfuhren- zahlreiche Fans hinzugewonnen. Zu   den   erfahrenen   Haudegen   von   DIARY   OF   DREAMS    füllte   sich   das   Zelt weiter.   Live   ist   das   Songmaterial   von   Diary   of   Dreams   ohnehin   eine   Offenbarung: Der    Sound    der    Dark-Waver    wirkt    gitarrenlastiger    als    auf    Konserve,    was    im Zusammenspiel      mit      den      Tasteninstrumenten      zu      brachial-hymnischen Klangreibungen   führt,   die   gekrönt   durch   den   charismatischen   Gesang   einfach Spaß    machen.    Die    Songauswahl    bot    eine    gemischte    Tüte    aus    der    langen Bandgeschichte,   durch   die   Sänger   Adrian   führte.   Da   war   für   jeden   etwas   dabei und    doch    stimmte    der    Spannungsbogen.    Starker    Auftritt,    starke    Band    und erstmals   an   diesem   Abend   drückte   der   Sound   ordentlich   den   Manegengeruch   und die   Kamelfürze   aus   den   Planen   des   ehemaligen   Zirkuszeltes.   Chapeau,   Diary   of Dreams! Dann   war   es   Zeit   für   den   Maestro   des   Gothic-Rocks   Alexander   Frank   Spreng   also known   as   ASP .   Da   es   im   Umfeld   des   Veranstaltungszeltes   (natürlich   nicht   unter eingefleischten   ASP   –   Fans)   wieder   einmal   traditionell   großes   Rätselraten   darüber gab,   was   ASP   bedeutet,   ob   der   Name   nur   das   Mastermind   selbst   oder   die   ganze Band   bezeichnet   und   wie   zur   Hölle   man   das   nun   ausspricht,   hier   ein   kleines Tutorial.   Dankt   uns   später,   wir   helfen   gern:   Soweit   wir   wissen,   ist   ein   Blick   auf den   Namen   Alexander   Spreng   schonmal   ein   guter   Hinweis,   um   der   Antwort   auf Frage   1   auf   die   Schliche   zu   kommen;   zu   Frage   2:   Beides.   Und   zur   Aussprache: Als   Abkürzung   („Ah   Es   Peh“)   ausgesprochen   bezeichnet   ASP   die   Afrikanische Schweinepest,   die   erfreulicherweise   nicht   zugegen   war,   daher   ist   ASP   wie   Ast auszusprechen,   nur   halt   statt   dem   „T“   ein   „P“.   Ob   das   nun   stimmt   oder   ob   dies auch   nur   wieder   eine   plumpe   Unwahrheit   ist?   Wer   weiß   das   schon,   wer   weiß   das schon ;). ASP     jedenfalls     konnte     unlängst     den     20.     Geburtstag     des     Erfolgsalbums „Weltunter“   feiern.   Neben   vielen   weiteren   Songs   der   reichhaltigen   ASP-Historie lag   darüber   hinaus   ein   besonderes   Augen-   und   Ohrenmerk   auf   den   Titeln   des aktuellen Albums „Horrors“. Das   Publikum   im   Zelt   war   schon   nach   dem   einleitenden   „A   Prayer   for   Sanctuary“ beim   Opener   “Schwarzes   Blut“   nach   wenigen   Takten   sehr   schnell   ganz   und   gar bei   ASP;   ein   Blick   in   die   Runde   verriet   dem   aufmerksamen   Kritiker   sehr   schnell: Hier   wurde   erwachsene,   nachdenkliche   Musik   für   erwachsene,   nachdenkliche Leute   gemacht.   Insofern   wurde   gerockt   und   gefeiert,   aber   auch   gelauscht   und still   genossen:   Entzückte   Kreischorgien   und   auf   die   Bühne   fliegende   Unterwäsche fielen   aus.   Es   folgten   „Die   letzte   Zuflucht“,   „Fürst   der   Finsternis“   und   das   in   Ehren gealterte   „Stille   der   Nacht“.   Der   frische   Song   „Flickenpuppe“   mauserte   sich   live zu    einem    echten    Abräumer,    ebenso    „Sandmann    GmbH    &    Compagnie“,    in Dortmund dargeboten mit einem kleinen Text-Fauxpas des Meisters himself. Fester   Bestandteil   eines   jeden   ASP   Konzertes   war   auch   diesmal   die   Ermahnung an   das   Publikum,   lieber   den   Moment   zu   genießen,   als   ständig   das   Handy   in   die Luft   zu   recken;   sobald   der   Maestro   daselbst   ausreichend   verschwitzt   und   die Schminke   verlaufen   sei,   würde   er   allen   die   Gelegenheit   bieten,   zu   knipsen,   was das   Zeug   hält.   Tatsächlich   hielten   sich   fast   alle   schöne   Menschen   im   Zelt   an   diese Aufforderung.    Stattdessen    nahm    der    Meister    sein    Publikum    mit    auf    eine emotionale    Reise    durch    tiefste    Tiefen    in    höchste    Höhen,    es    wurde    gelacht, gedacht,   getanzt,   gesprungen   und   geklatscht;   der   eine   oder   andere   schüttelte sein    Haupthaar    und    bei    den    wenigen    ruhigen    Momenten    erblickte    unser Investigativ-Reporter   vor   Ort   das   eine   oder   andere   Tränchen   in   so   manchen Augen.    „Astoria“    war    auch    gesanglich    ganz    stark,    auch    ein    obligatorischer Leibesertüchtigungs-Mitklatschpart   fehlte   nicht,   das   ergibt   unter   dem   Strich   in Summe alles, was es zu einem wundervollen Konzerterlebnis braucht. Wer   von   unseren   Lesern   sich   über   die   etwas   verhuschten   Fotos   vom   Auftritt wundert:   ASP   hat   die   Pressefotografen   aus   dem   Bühnengraben   „ausgesperrt“, das   macht   er   häufiger   (aber   eben   nicht   bei   allen   Konzerten,   die   Systematik dahinter   bleibt   sein   sahniges   Geheimnis),   ist   natürlich   sein   gutes   Recht   und   gar kein   Problem,   denn   wer   als   Pressevertreter   zu   einem   ASP   Konzert   geht,   der   weiß von dieser Möglichkeit auch im Vorfeld. Also   hatten   wir   fototechnisch   weitgehend   „frei“   und   genossen   das   herausragend schöne   Konzert.   Es   folgten   „Abyssus   2“,   das   fulminante   „Ich,   der   Teufel   und   du“, „Echo“,   „Denn   ich   bin   der   Meister“,   „Und   wir   tanzten“   und   schließlich   „Raise   some hell now!“. „Ich   will   brennen“   war   dann   ein   erwartbares   Highlight   an   einem   Abend,   der   an Höhepunkten   nicht   eben   arm   war;   immerhin   konnte   ASP   aus   einer   fast   biblisch langen   Veröffentlichungsgeschichte   aus   dem   Vollen   schöpfen.   Die   Feiermeute eskalierte   und   brachte   die   Zeltstangen   (auf   eine   gute   und   sichere   Art,   keine Sorge)   zum   Wackeln.   Das   Kondenswasser   tropfte   vom   Zeltdach,   die   Schminke   im Gesicht   des   Hexenmeisters   hatte   mittlerweile   jede   Form   verloren   und   die   Fans vor   der   Bühne   waren   bereit   für   die   Zugabe   „Werben“,   den   Endspurt   des   Abends, der dann mit „O Come O Come Emmanuel“ verklang. Auch,   wenn   der   Maestro   im   Mittelpunkt   und   Scheinwerferlicht   stand,   sei   hier ausdrücklich    die    gut    eingespielte    Combo    gelobt,    die    einen    spieltechnisch astreinen   Auftritt   hinlegte.   Und   der   Sound?   Der   war   für   ein   Zeltkonzert,   das immer   recht   schwierige   Voraussetzungen   für   perfekten   Klang   bietet,   wirklich durchgehend   sehr   gut.   Gern   vergessen,   aber   zum   Gelingen   eines   Abends   auch wichtig:   Die   Securities   am   und   im   Zelt   waren   stets   freundlich,   hilfreich   und   nur ganz selten etwas übermotiviert. Fazit:   Ein   starker,   vielseitiger   Konzertabend.   Der   Blick   in   die   Gesichter   des   aus dem    Zelt    strömenden    Publikums    bewies:    Der    Abend    hat    nicht    nur    uns herausragend   gut   gefallen,   sondern   konnte   auch   die   Fans   begeistern,   so   dass   wir uns   gemeinsam   vor   dem   Zelt   auf   eine   Bewertung   von   großartigen   9,666   von möglichen   10   Livepunkten   für   ASP   verständigten,   bevor   wir   uns   im   Bällebad   des PLWM versenkten, aber das ist eine andere Geschichte… d.  
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