Der Schatz im Silbersee
Die Karl-May-Festspiele in Elspe
Mit
„Der
Schatz
im
Silbersee“
bringt
das
Ensemble
wieder
ein
gewaltiges
und
attraktives
Stück
Abenteuer
auf
die
Bühne.
Apropos
Bühne:
Wer
noch
nicht
in
Elspe
war,
wird
die
Anlage
und
die
Dimensionen
der
Freilichtbühne
lieben
und
auch
von
den
zeltartig
überdachten
Zuschauertribünen
begeistert
sein.
Das
Ganze
liegt
eingebettet
in
einer
Westernstadt,
die
mit
Live
–
Musik,
einer
Pferdeshow-Arena
und
einer
Veranstaltungshalle
die
großen
und
kleinen
Besucher einen ganzen Tag begeistern kann.
Man
merkt
dem
Elspe
Festival
an,
dass
man,
seitdem
im
Jahr
1958
erstmals
“Winnetou”
auf
der
Naturbühne
in
Elspe
gespielt
wurde,
einige
Jahrzehnte
Zeit
hatte,
zu
üben:
Die
Abläufe
sind
perfekt
aufeinander
abgestimmt,
ein
organisatorisches
Rädchen
greift
in
das
andere,
so
dass
die
sonst
bei
Großveranstaltungen
üblichen
Problemchen
nahezu
gänzlich
verschwunden
sind
oder
zumindest
unsichtbar
bleiben:
Die
Besucherströme
werden
geschickt
über
das
Gelände
geführt,
jeder
kann
alle
Shows
und
Attraktionen
sehen:
Ganz
ohne
lange
Wartezeiten,
Drängelei
oder
Hetzerei.
Es
bleibt
Zeit
für
eine
Pause
und
einen
Imbiss,
aber
ohne
Langeweile.
Dementsprechend
ist
auch
das
Publikum
inklusive
der
zahlreichen
Kinder
ausgesprochen
entspannt.
Vielleicht
findet
irgendwer
in
der
Requisitenkammer
auch
für
die
Security
Mitarbeiter
noch
einen
Cowboyhut
und
einen
Sheriffstern,
dann
sind
sie
nicht
nur
gelassen
freundlich,
sondern auch noch passend ausstaffiert.
Die
Gastronomie
ist
dank
vorher
optional
gebuchter
Zeitslots
ebenso
eine
reibungslose
Freizeitmaschine,
wie
das
gesamte
Festival.
Dennoch,
und
das
kann
man
dem
Elspe-Festival
gar
nicht
hoch
genug
anrechnen,
durchweht
das
gesamte
Gelände
eine
familiäre,
heimelige
Atmosphäre
und
erfasst
nahezu
jeden
Mitarbeiter
und
die
allermeisten
Zuschauer.
Das
hat
sicher
mit
der
Tradition
des
Festivals
zu
tun
und
damit,
dass
viele
der
Eltern,
die
heute
mit
ihren
Kindern
kommen,
bereits
selbst
als
Kinder
mit
ihren
Eltern
hier
waren,
auch
mit
der
ausnehmenden,
„echten“
Freundlichkeit
selbst
der
Aushilfen
und
der
Ordner…
Vielleicht schwebt auch der friedliebende Geist Winnetous über dem Gelände.
Doch
kein
Lob
ohne
Tadel:
Es
gibt
reichlich
zu
essen
und
das
für
viele
verschiedene
Ansprüche.
Aber:
Vegetarier
können
wählen
zwischen
Pommes,
Bratwurst
mit
Pommes
ohne
Bratwurst,
Schnitzel
mit
Pommes
ohne
Schnitzel,
Nudeln
mit
Tomatensauce
und
Pommes.
Keine
Alternative
ist
hingegen
das
winzige
Thunfisch-Pizza-Baguette
für
vier
Euronen,
das
schmeckt,
als
wenn
Sam
Hawkins
persönlich
den
Thunfisch
vom
Arkansas-River
nach
Elspe
getragen
hätte.
Im
Koffer.
Zwischen
seinen
alten
Socken.
Liebes
Elspe-Team:
Da
ist
noch
Luft nach oben.
Nun aber zu den wichtigen Dingen:
Nach
dem
Einlass
besuchen
wir
als
erstes
die
Mitmachshow
„Crazy
Stunts“
in
der
Festival-Halle.
Es
gibt
Feuer,
Stürze
aus
großer
Höhe
und
eine
zünftige
Rauferei.
Es
werden
vier
Besucher
mehr
oder
minder
freiwillig
hinzugebeten
und
erfolgreich
in
die
Show
integriert.
Das
Ganze
ist
kurzweilig,
lustig,
interessant
und
gefällt
dem
Publikum
ausgesprochen
gut.
Uns
auch.
Und
darum
geht’s
doch,
oder?
In
der
Rodeoarena
wird
uns
die
Cascadeurshow
„Faszination
Pferd“
geboten,
zusätzlich
zu
den
Pferden,
die
buchstäblich
durchs
Feuer
gehen
und
einigen
Reittricks
zeigt
eine
Falknerin
ihre
gefiederten
Schützlinge.
Gute
Unterhaltung,
die
Lust
macht
auf
das
nächste
Jahr,
wenn
es
beim
Elspe
Festival
heißt:
„Unter
Geiern“. Mit Geiern.
Zurück
in
der
Showhalle
erwarten
uns
„The
Original
Hatari
Tumblers“
mit
einer
außerordentlich
guten
und
vielseitigen
Artistikshow.
Großes
Lob:
Eine
echte
Bereicherung
für
den
Showteil
und
eine
Herausforderung
für
alle
Besucher,
sich
daheim versuchsweise auch einmal in einen Koffer zu falten.
Dann
noch
schnell
zu
live
Country-Musik
einen
kulinarischen
Versuch
(siehe
oben)
gewagt
und
einer
Besucherin
zugeschaut,
die
vor
der
Band
Spagat
und
allerhand
mehr
praktiziert,
was
die
Musiker
anschließend
sicherlich
etwas
verwirrt
nach Hause reiten lassen wird.
Wir
hingegen
reiten
in
den
Zuschauerraum
der
Freilichtbühne
und
werden
Zeuge,
wie
im
Jahr
1872
am
Colorado
River
die
Tramps
rund
um
den
rotschopfigen
Schurken
Brinkley
versuchen,
sich
den
Schatz
im
Silbersee
unter
den
Nagel
zu
reißen
und
dabei
auch
vor
Intrigen
und
Mord
nicht
zurückschrecken.
Als
sie
schließlich
den
Sohn
von
Großer
Wolf,
dem
Häuptling
der
Utahs,
töten,
schwört
der
stolze
Häuptling
blutige
Rache.
Der
Frieden
zwischen
weißen
Siedlern
und
den Utahs ist gestört. Auch Winnetou gerät ins Visier des zornigen Häuptlings.
Es
folgen
wilde
Raufereien,
die
Entführung
einer
holden
Maid,
Zugüberfälle,
Feuergefechte,
donnernde
Donnerbüchsen
und
fliegende
Fäuste,
das
ganze
gewürzt
mit
reichlich
Slapstickhumor
und
einem
stets
kauzigen
Sam
Hawkins
(wenn
ich
mich
nicht
irre).
Schließlich
kommt
es
zum
finalen
feurigen
Showdown
hoch
oben
in
den
Bergen
am
Silbersee.
Ein
mit
viel
Liebe
für
Details
inszeniertes,
mitreißendes
Stück
Wild
West
Romantik,
viel
Pyrotechnik
und
ein
familienfreundlicher
Rahmen:
Kurzum:
Ein
perfekter
Ausflugstag
für
jährlich
rund
200000
begeisterte
Besucher
aus
ganz
Deutschland
und
vielleicht
auch
eine
gute
Idee für unsere Leser.
Jochen
Bludau,
der
seit
gefühlten
Ewigkeiten
als
Geschäftsführer
(bis
2020),
Regisseur
und
Autor
die
künstlerische
Leitung
der
Festspiele
innehat,
inszeniert
mit
Benjamin
Armbruster
auch
in
diesem
Jahr
einen
spannenden
Tag
rund
um
die
„unkaputtbaren“
Blutsbrüder
Winnetou
und
Old
Shatterhand.
Bludau
spielte
1958
bei
der
ersten
Winnetou
Aufführung
den
großen
Apachenhäuptling
und
stand
danach
viele
Jahre
als
Old
Shatterhand
auf
der
Bühne.
Seit
1974
fungiert
er bis 2020 als Geschäftsführer und bis heute als Regisseur.
Noch
immer
funktionieren
nicht
nur
die
Geschichten
Karl
Mays
auf
der
großen
Bühne,
sondern
auch
die
konventionellen
Inszenierungen
begeistern
nach
wie
vor.
Natürlich
sind
die
Dialoge
teils
etwas
holzschnittartig,
die
Kampfszenen
in
Bud-Spencer-Manier
vom
erwachsenen
Teil
des
Publikums
tausendmal
gesehen
und
die
Geschichte
ist
auch
für
die
Zuschauer
vorhersehbar,
die
keines
der
Bücher
gelesen
und
keinen
der
Filme
gesehen
haben.
Und
ja:
Das
schauspielerische
Gefälle
zwischen
gestandenen
Profis
wie
Jean-Marc
Birkholz
(Winnetou),
Sebastian
Kolb
(Brinkley)
und
Martin
Krah
(Old
Shatterhand)
auf
der
einen
und
einigen
Laienschauspielern
auf
der
anderen
Seite
ist
deutlich.
Das
stört
und
aber
alles
nicht
die
Bohne
und
macht
auch
einen
Teil
des
familiären,
positiv-
muffig-gemütlichen
Reizes
von
Elspe
aus,
dass
uns
Jahr
für
Jahr
in
die
Westernstadt pilgern lässt.
Eines
fernen
Tages
wird
auch
in
Elspe
der
Zeitpunkt
für
Veränderungen
gekommen
sein.
Wir
Ruhrgesichter
hoffen
inständig,
dass
sich
dies
nicht
in
woken
Übergriffen
auf
den
armen
Karl
May
niederschlagen
wird:
Eine
Frauenquote
unter
Häuptlingen
und
eine
nervtötende
Erzählstimme
aus
dem
off,
die
das
Publikum
über
die
Vielfalt
der
indigenen
Völker
und
die
eigene
koloniale
Schuld
aufklärt,
der
Begriff
„Indianer“
ist
untersagt
und
darüber
hinaus
gibt
es
einen
neuen
Fokus
auf
eine
möglicherweise
homoerotische
Liebe
zwischen
den
Wahlblutsverwandten.
Utahs
dürfen
nur
noch
von
Original
Utahs
gespielt
werden,
keinesfalls
von
Bleichgesichtern,
denn
das
wäre
kulturelle
Aneignung:
Das
braucht
bei
den
traditionellen,
märchenhaften
Phantasiegeschichten,
die
hier
dargeboten
werden,
absolut
niemand.
Es
braucht
irgendwann
eine
Modernisierung
der
Darstellung,
keine
indigenen
Fachräte,
wie
jüngst
von
einer
Professorin
für
Amerikanistik
propagiert.
Von
ganz
jung
bis
ganz
alt:
Niemand
im
Zuschauerraum
verwechselt
die
Wild-West-Märchen
eines
Karl
May
mit
einer
korrekten historischen Darstellung.
Also:
Eines
Tages
wird
der
Zeitpunkt
für
achtsame
und
vorsichtige
Veränderungen
gekommen
sein.
Aber
nicht
heute.
Denn
heute
erfreuen
sich
die
Alten
an
den
Kindheitserinnerungen
und
die
Kinder
an
den
spannenden
Abenteuern
und
Raufereien
mit
echten
Helden.
Wer
mit
beidem
nichts
anfangen
kann,
freut
sich,
dass
die
Kinder
Spaß
haben
und
kuckt
tolle
Pferde,
Explosionen
und teils aufwändige Stunts.
Erneut
begeisterte
Ruhrgesichter
geben
10
von
10
möglichen
Indianerfedern
für
einen großartigen Tag im Wilden Westen.
Unser Interview mit Winnetou (Jean-Marc Birkholz) findet sich hier.