RuhrGesichter Das traditionsreiche FEUERWERK der Turnkunst gastierte im Rahmen der aktuellen Tournee „GAIA“ in der Westfalenhalle Dortmund. Alljährlich zieht es ein treues und begeisterungsfähiges Publikum zum facettenreichen Feuerwerk der Bewegungskunst; in diesem Jahr füllten rund 6000 Besucher die Westfalenhalle.

Feuerwerk der Turnkunst: GAIA                                                                    

Bewegungskunst in der Westfalenhalle Dortmund

Das   Publikum   war   ein   bunter   Mix   von   jung   bis   alt,   die   mutmaßlich   zahlreichen Turner   und   sonstigen   Sportler   im   Publikum,   die   einen   Blick   auf   die   „Champions League“    ihrer    Zunft    werfen    wollten,    waren    oft    nicht    nur    an    der    Statur    zu erahnen,    sondern    vor    allem    die    zahlreichen    Gelenkbandagen    waren    hier verräterisch. Die   Show   selbst   ist,   nach   einer   Idee   des   Niedersächsischen   Turner-Bundes   und einer   ersten   Aufführung   im   Jahr   1988,   über   die   Zeit   seit   der   Übernahme   durch den     Geschäftsführer     Wolfram     Wehr-Reinhold     im     Jahr     1995     von     einer Sporthallenveranstaltung     zu     einer     der     erfolgreichsten     Turnshows     Europas gewachsen,   die   Abläufe   wurden   professionalisiert   und   renommierte   Weltklasse- Akrobaten   und   weitere   Partner   gewonnen.   Nach   der   “Gaia”   Tour   wird   Wehr- Reinhold   die   Leitung   an   Dominik   Riebling   übergeben;   denn   nach   der   Tour   ist bekanntlich vor der Tour. Begonnen   wurde   der   Gaia-Reigen   in   der   Westfalenhalle   mit   der   „Lokalgruppe“,   es ist   liebgewonnene   Tradition,   dass   sich   örtliche   Showgruppen   im   Rahmen   des Feuerwerks    der    Turnkunst    einem    großen    Publikum    präsentieren    können.    In Dortmund   waren   dies   Sportstudenten   der   Uni   Münster   im   Verbund   mit   Tänzern der SG Coesfeld 06. Das war dynamisch, harmonisch, kraftvoll: Großartig! Durch   viel   Nebel,   ausgesprochen   gutes   Lichtdesign,   der   Show   auf   den   Leib komponierte   und   durch   eine   wirklich   gute   Showband   gespielte   Live-Musik   und reichlich   Pyrotechnik   wurden   die   Bewegungskünstler   perfekt   in   Szene   gesetzt: Das   galt   sowohl   für   die   herausragenden   Einzelartisten   wie   Yusako   Mochizuki,   der seine    atemberaubende    Darbietung    mit    leuchtenden    Diabolos    mit    Stepptanz verband.   So   haben   wir   das   auch   noch   nicht   gesehen.   Ebenso   „auf   den   Punkt“ war   die   Präsentation   der   Gruppen   wie   dem   zwölfköpfigen   Mongolian   Circus,   der auf   Schleuderbrettern   schleuderte   und   das   Seilspringen   in   schwindelerregende Höhen verlegte. An    dieser    Stelle    ein    großes    Lob    an    die    Regie    und    die    Choreografie    der Gesamtshow,    die    zu    keinem    Zeitpunkt    zu    einer    Aneinanderkettung    guter Einzelnummern     verkam,     sondern     stets     einen     atmosphärisch     homogenen Erzählfluss   beibehielt,   der   das   Publikum   in   den   Bann   zog.   Erzählt   wurde   die Geschichte   von   Gaia   (dargestellt   von   der   Stelzenläuferin   und   Feuerkünstlerin   Nina Scholz),   der   personifizierten   Erde,   in   der   Arena   in   Dortmund   oft   umringt   von   der vielköpfigen Turner- und Tänzerschar als ein großformatiges „Wimmelbild“. Die   Bodenturner   von   der   Kurashiki   University   of   Science   and   the   Arts   zeigten Rhythmische   Sportgymnastik   der   Extraklasse,   die   Airtrack   Tumbler   von   Faceoff begeisterten   mit   spektakulärer   Artistik-Show,   das   Duo   Sienna   am   Luftring   und Dance   Pole   zeigte   bekannte   Übungen   in   selten   gesehener,   anmutiger   Perfektion, das   Trio   Vertex   kombinierte   Hand   auf   Hand   Akrobatik   mit   dem   Trapez.   Selbst   für Kritikeraugen,   die   gerne   von   sich   behaupten,   alles   schon   mal   gesehen   zu   haben: Das war eine wirklich neue Kombination. Lkhagva   Ochir   zeigte   Stuhlbalance,   die   nach   dem   Publikum   des   Cirque   du   Soleil und   beim   Festival   in   Monte   Carlo   nun   auch   die   Dortmunder   Turnfans   begeistern konnte.   Schon   bald   mit   dem   Cirque   du   Soleil   auf   Reisen   ist   Tim   Krieger   mit   seiner Strapaten   Nummer;   gut,   dass   wir   den   phänomenalen   Act   in   der   Westfalenhalle bestaunen   durften.   Die   quirlige   und   offensichtlich   mit   einem   Körper   ohne   einen einzigen   Knochen   ausgestatte   Guo   Yaoyao   wurde   in   der   Westfalenhalle   eindeutig zum Publikumsliebling. Wann   auch   immer   der   Schreiber   dieser   Zeilen   zu   seiner   Schulzeit   eine   Sporthalle betrat,    und    einen    aufgebauten    Barren    erblickte,    meldete    er    sich    spontan unpässlich.    Die    Zwillinge    Glenn    &    Lewis    Trebing    sind    in    ihrer    Schulzeit offensichtlich   nicht   vorm   Barren   geflüchtet,   sondern   zeigten   beim   Feuerwerk   der Turnkunst,   was   an   Barren   und   Reck   spektakuläres   möglich   ist.   Dass   man   mit herausragenden   Skills   beim   Trampolinturnen   nicht   zwingend   in   die   Politik   gehen muss,   sondern   auch   Weltmeister   im   Synchron   Trampolinturnen   werden   kann, bewiesen Fabian Vogel und Caio Lauxtermann. Stark! Viel   mehr   als   „nur“   Pausenfüller   für   die   choreografischen   Übergänge   war   das Feuerwerk     der     Turnkunst     –     Showteam     mit     einem     Potpourri     aus     Tanz, Rhythmischer   Sportgymnastik,   Turnen   und   akrobatischen   Elementen.   Das   war perfekt    choreografiert,    herausragend    performt    und    eine    wahre    Freude,    den Akteuren    bei    dem    zuzuschauen,    was    sie    lieben.    Dass    der    Weg    aus    dem Showteam   auch   auf   die   großen   Bühnen   der   Welt   führen   kann,   zeigte   das   Duo LuC.   Charlotte   Martin   und   Lewis   entstammen   ursprünglich   dem   Feuerwerk   der Turnkunst   –   Showteam   und   zeigten   nun   ihre   eigene,   intensive,   ausdrucksstarke Partnerakrobatik;   Charlotte   konnte   dann   zusätzlich   in   einer   eigenen   Nummer   in der   eigens   konstruierten   Luftspirale   ihr   Können   in   luftiger   Höhe   zeigen.   Beide Nummern waren anmutig, kraftvoll und einfach phänomenal. Fazit:    Das    Feuerwerk    der    Turnkunst    konnte    das    Publikum    und    uns    rundum überzeugen.   Von   10   möglichen   Salti   vergeben   (springen   nur   in   unseren   kühnsten Träumen…)   wir   die   Höchstpunktzahl   von   vollen   10   Salti   für   diese   tolle   Show   und sprechen   eine   unbedingte   Empfehlung   aus   für   alle,   die   Spitzensport   zu   schätzen und gute Unterhaltung zu genießen wissen.