RuhrGesichter Im großen Veranstaltungszelt des Zeltfestivals Ruhr betrat die in London lebende Georgierin Katie Melua in einem weißen Abendkleid die Bühne. 15 Jahre nach ihrer ersten Welttournee hatte sie für diesen Abend zahlreiche Pop - Hits mit Einflüssen aus Folk, Jazz und Blues im Gepäck. Im nicht ganz ausverkauften Zelt am Kemnader See freute sich ein sitzendes und gesetzteres Publikum auf „Nine Million Bicycles“, „Piece by Piece“, „The Closest Thing To Crazy“, „Pictures“ und die anderen Welthits der Sängerin mit der glasklaren, atmosphärisch-warmen Stimme.

Katie Melua                                                     

im „Best of“ – Modus beim Zeltfestival Ruhr

Nun    besucht    niemand    ein    Katie    Melua    Konzert,    um    mitreißende    Tanzperformances, Feuerwerk   und   eine   bahnbrechende   Bühnenshow   zu   sehen;   sondern   um   den   Weltstar   dabei zu   erleben,   wie   sie   still   auf   der   Bühne   steht,   fast   zärtlich   die   Gitarre   im   Arm   hält   und   singt. Mehr   nicht.   Und   so   machte   die   Georgierin   auch   beim   Zeltfestival   Ruhr   das,   was   sie   am besten kann: Gitarre spielen, singen und Seelen enthärten. Die   Sängerin   brachte   einen   Querschnitt   aus   16   Jahren   musikalischen   Schaffens   und   ließ sich   von   einer   exzellenten   Band   unterstützen,   die   ihre   ausgiebigen   Soloparts   zu   nutzen wusste.   Katie   Melua   machte   überdeutlich,   dass   sie   nicht   mehr   das   „süße   kleine   Mädchen mit   der   Gitarre   und   der   Engelsstimme“   (Zitat   Katie   Melua)   ist,   dass   die   „Nine   Million Bicycles“   besungen   hat,   sondern   vor   uns   stand   eine   gereifte   Künstlerin   mit   Gitarre   und Engelsstimme. Die    eigenen    Hits    wurden    ergänzt    durch    einige    sehr    reduzierte,    aber    gelungene Coverversionen:   Melua   taucht   alles   in   eine   warme,   weiche,   heimelige   Atmosphäre;   wenn Katie   singt,   ist   immer   Weihnachten,   auch   wenn   die   Tour   „Summer   2019“   heißt.   Die   Band durfte   an   diesem   bemerkenswerten   Abend   auch   mal   etwas   rockiger   werden:   Jede   scharfe Kante,    an    der    sich    das    Publikum    hätte    verletzen    können,    wurde    jedoch    von    einer flauschigen   Gesangssicherheitsdecke   zugedeckt.   Dies   würde   bei   anderen   Konzerten   sicher nicht   jedem   gefallen,   an   diesem   Abend   war   es   passend   und   wunderschön.   So   verwunderte es   nicht,   dass   die   Georgierin   vom   Publikum   frenetisch   gefeiert   wurde.   Das   Ruhrgebiet   liebt Katie. Leider   machte   der   von   Melua   ausgerollte   weiche   Hochflorklangteppich   nicht   nur   die   Herzen weit,   die   Gedanken   gemütlich,   sondern   auch   die   Körper   träge,   so   hing   das   Publikum   in   der zweiten   Konzerthälfte   teilweise   wie   paralysiert   in   den   Sitzen.   Ob   noch   jeder   bei   Bewusstsein war,   entzieht   sich   unserer   Kenntnis.   Wir   vermuten   jedoch,   dass   es   für   einige   Besucherinnen und   Besucher   der   teuerste   Schlaf   ihres   Lebens   gewesen   sein   könnte.   Die   Veranstalter versuchten    jedoch    von    Beginn    der    Veranstaltung    an    allzu    große    Gemütlichkeit    durch punktuelle    Zufuhr    von    arktischer    Kaltluft    zu    verhindern,    die    daraus    resultierenden Krankenscheine   können   dann   in   den   kommenden   Tagen   auf   dem   Zeltfestival   abgefeiert werden. Clever. Bis   zu   den   sanften   letzten   Klängen   dieses   bemerkenswerten,   schönen   Konzertes   blieb   es dabei:   Es   war   nirgends   Spektakel   in   Sicht.   Uns   gefiel   dies   sehr   gut   und   wir   bewerten   das Konzert   daher   mit   sehr   guten,   wohlig-kuscheligen   9   von   10   Ruhrgesichter-Konzert-Punkten. Und   wir   verstehen   das   durchaus   zufriedene   Paar,   das   beim   Verlassen   des   Zeltes   das   Fazit des Abends anders beschrieben hat: Als bestens gepflegte, wunderschöne Langeweile.