RuhrGesichter Auf dem ehemaligen Babcock-Firmengelände in Oberhausen entstand in diesem Jahr die neue Ausstellungslocation „Oberhausen Expo“, kurz OBEX, mit einer riesigen Fläche für wechselnde, immersive Erlebnisse. Den vielversprechenden Anfang macht nun ein echtes Highlight: Die Ausstellung „Die letzten Tage von Pompeji“.

Die letzten Tage von Pompeji                                                                    

Begeisternde Ausstellung in Oberhausen

Die   immersive   Ausstellung   nimmt   die   Besucher   mit   auf   eine   Reise   in   eine   der schönsten   und   reichsten   Städte   des   Römischen   Reiches   im   Jahr   79   unserer Zeitrechnung.   In   diesem   Handelszentrum   ließen   sich   viele   wohlhabende   Römer nieder,    bauten    sich    prachtvolle    Villen,    besuchten    das    Amphitheater    und entspannten   sich   in   großen   Thermen.   La   Dolce   Vita   Nell'Antichità   wie   man   es sonst nur von der Duisburger Sechs-Seen-Platte kennt. Vermutlich   hatte   Pompeji   rund   20000   Einwohner,   davon   12000   freie   Bürger   und 8000   Sklaven,   die   jedoch   großteils   am   öffentlichen   Leben   teilhatten.   Auch   die Thermalbäder,   zwei   Theater   mit   zusammen   6000   Plätzen   und   das   Amphitheater, das    immerhin    20000    Besucher    fasste    und    damit    rechnerisch    die    gesamte Einwohnerschaft   Pompejis,   waren   für   die   Ärmsten   erschwinglich.   Am   Forum   gab es   einen   Tempel   für   Jupiter,   Juno   und   Minerva,   die   Stadtgöttin   Pompejis   war Venus,   die   ihr   eigenes   Heiligtum   hatte,   es   gab   einen   Tempel   für   Apollo   und   einen für    Isis.    Das    Mittagessen    wurde    von    Wein    begleitet,    zum    mehrgängigen Abendessen   gab   es   reichlich   Honigwein   und   da   hatte   das   commissatio,   das abendliche Trinkgelage noch gar nicht begonnen. Das   süße   Leben   fand   im   malerischen   Süden   Italiens   statt:   Von   einer   Hochebene bot   die   Stadt   einen   schönen   Blick   auf   den   Golf   von   Neapel   und   auf   den   wenige Kilometer   entfernten   Vulkan   Vesuv.   Dessen   Ausbruch   sollte   schließlich   zur   großen Tragödie führen und das Schicksal von Pompeji besiegeln. Diese   immersive   High-Tech-Reise   durch   Zeit   und   Raum   gelingt   nach   Madrid, Wien,   Berlin   und   Peking   auch   in   Oberhausen   spektakulär   und   ist   unbedingt sehenswert.   Das   Ganze   ist   eine   Mischung   aus   Projektionen,   VR-Erlebnissen   und einer   Handvoll   „manifesten“   Exponaten.   Dazu   findet   der   Besucher   zu   Beginn   der Ausstellung einige übersichtliche Texte mit gut verständlichen Erklärungen. An   dieser   Stelle   ist   ein   Hinweis   notwendig,   um   mögliche   Enttäuschungen   bei wissbegierigen    Ruhrgesichter-Lesern    schon    jetzt    zu    vermeiden:    Das    pure Sachwissen,   das   die   Ausstellung   vermittelt,   lässt   sich   auch   mit   einer   kurzen Internetrecherche      schneller      erfassen,      als      die      Fahrt      mit      öffentlichen Verkehrsmitteln    von    Duisburg    nach    Oberhausen    dauert.    Jedoch    bietet    der einschlägige   Wikipedia   Artikel   eben   kein   mit   allen   Sinnen   erlebbares   Eintauchen in    diese    uns    fremde    Welt.    Wer    also    ansatzweise    technisch    vergleichbare immersive   Erlebnisse   von   „Monets   Garten“   in   Köln   bis   „Im   Reich   der   Pharaonen“ in   Dortmund   intellektuell   unterfordernd,   langweilig   und   zu   bunt   fand,   der   ist   im OBEX   falsch   und   in   einem   klassischen   Museum   besser   aufgehoben.   Wer   jedoch eintauchen   möchte   in   eine   quirlige   Handelsstadt   vor   ihrem   tragischen   Untergang, wer   mittels   einer   VR-Brille   die   Gladiatoren   in   den   Arenen   sehen   und   die   Villa   der Mysterien   erkunden   möchte,   der   wird   im   OBEX   Oberhausen   tolle   rund   90   Minuten verbringen    und    vielleicht    wiederkommen.    In    der    Arena    gibt    es    sogar    eine waschechte   Naumachie   aus   überraschender   Perspektive   zu   sehen,   das   waren   in der Antike zur Unterhaltung nachgestellte Seeschlachten… Das   Highlight   der   regulären   Ausstellung   ist   eine   360°   Projektion:   Hier   erleben (allerdings   ohne   heiße   Füße   zu   bekommen)   die   Besucher   in   beeindruckender technischer   Umsetzung   den   Ausbruch   des   Vesuvs   und   die   Vernichtung   der   Stadt in   Feuer,   Lava,   Bimssteinhagel,   giftigen   Gasen   und   Asche.   Tausende   Menschen starben   rund   um   den   Vesuv,   allein   in   Pompeji   mutmaßlich   rund   2000.   Viele „antike    Prepper“    überlebten,    da    sie    die    ersten    Anzeichen    der    Katastrophe erahnten   und   sich   rechtzeitig   aus   dem   Staub   machten;   während   der   Katastrophe schafften es viele Bewohner nicht mehr, sich in Sicherheit zu bringen. Doch    keine    Angst:    Die    Ausstellung    bleibt    in    den    Darstellungen    stets    gut verträglich;    dennoch    würden    wir    uns    der    Empfehlung    des    Veranstalters anschließen,    dass    Kinder    ab    6    Jahren    die    Ausstellung    gut    verstoffwechseln können. Auch   Schulklassen   können   hier   sicherlich   eine   lehrreiche   und   doch   unterhaltsame Zeit   verbringen.   Pompeji   gehört   heute   aufgrund   der   vielen   unter   der   Vulkanasche konservierten   Bauwerke,   Menschen,   Tiere   und   Artefakte   zu   den   bekanntesten Ausgrabungsstätten der Welt. Am    Stadtrand    von    Pompeji    liegt    die    heute    für    ihre    gut    erhaltenen    Fresken berühmte   Villa   dei   Misteri,   die   Mysterienvilla,   die   eines   der   Topziele   für   Pompeji Touristen   darstellt.   Mittels   einer   VR-Brille   gelingt   aber   auch   in   Oberhausen   ein überaus   sehenswerter   Ausflug   in   die   Metaverse-Villa   der   Mysterien,   in   der   die Besucher   mit   der   VR-Brille   „freilaufend“   die   verschiedenen   Räume   erkunden.   In dieser   formidablen   High-Tech-Umsetzung   haben   wir   noch   nichts   Vergleichbares gesehen: Ganz stark! Im    Gegensatz    zu    anderen    Ausstellungslocations    ist    in    Oberhausen    das    VR- Erlebnis   in   der   Villa   der   Mysterien   im   Preis   inkludiert,   ein   Extra-Ticket   ist   hierfür nicht notwendig. Wenn   wir   etwas   zu   nörgeln   suchen   müssten,   dann,   dass   der   spannende   Spaß nach   kurzweiligen   rund   90   Minuten   schon   wieder   vorbei   ist   (und   wir   hätten   sehr gerne     etwas     mehr     Kritisierbares     gefunden;     allein     schon,     damit     diese Ausstellungs-Kritik   nicht   allzu   sehr   einem   Werbetext   ähnelt   und   wir   unserem   Ruf als Ruhrpott-Nörgler gerecht werden können). Aber   wir   fanden   tatsächlich   nur   eine   homöopathisch   geringe   Menge   Essig   in   dem ansonsten   herausragenden   süditalienischen   Wein   von   den   Hängen   des   Vesuv, denn:   Die   Pompeji   Ausstellung   ist   technisch   auf   top   Niveau   mit   einigen   sorgfältig kuratierten   Repliken   und   Artefakten;   die   Räumlichkeiten   sind   mit   acht   Metern noch   höher   und   damit   beeindruckender   als   die   Ausstellungslocation   in   Berlin;   der inszenierte    Spannungsbogen    von    Raum    zu    Raum    ist    perfekt    für    ein    tolles Familienerlebnis;    der    eigens    komponierte    Soundtrack    ist    atemberaubend    gut gelungen    und    ein    Extra-Hinhören    wert;    die    Mitarbeiter    sind    ausgesucht freundlich;   es   gibt   eine   ansprechende   kleine   Gastronomie;   Besucher   können   im Shop   ihre   letzten   Taler   aus   dem   Portmonee   schütteln   und   schicke   Andenken   wie ein   Stoffschwert   mit   Schildkissen   und   einen   Vulkanexperimentierkasten   für   das echte   Lavaerlebnis   im   Kinderzimmer   erbeuten;   die   Location   ist   mit   PKW,   Öffis, Fahrrad   und   antikem   pferdebespannten   Prunkwagen   gut   erreichbar;   kurzum:   Der Besuch   der   mit   dem   „National   Geographic   +   Historia   Readers’   Choice   Award“ ausgezeichneten   Ausstellung   „Die   letzten   Tage   von   Pompeji“   ist   eine   rundum unterhaltsame,    lehrreiche    und    spannende    Reise    in    die    Antike.    Unbedingte Empfehlung! „Die Welt ist eine Bühne, auf der die größten Katastrophen die besten Plätze haben.“ DIE LETZTEN TAGE VON POMPEJI – Die immersive Ausstellung Sonntag-Mittwoch: 9-20 Uhr Donnerstag-Samstag: 9-21 Uhr Besuchsdauer ca. 90 Minuten OBEX    |    Oberhausen    Expo    -    Halle    B7-B10,    Duisburger    Straße    375,    46049 Oberhausen Keine   Altersbeschränkung.   Kinder   unter   14   Jahren   müssen   in   Begleitung   ihrer Eltern sein. Die Ausstellung ist barrierefrei Tickets    für    Erwachsene    ab    24    Euro,    für    Kinder    ab    14    Euro    (je    nach Datum/Zeitfenster nach oben variierend). Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere Infos hier: https://pompeji-experience.com/