RuhrGesichter Nachdem Queen & Adam Lambert kürzlich Queen Elisabeth II. ein bemerkenswertes Ständchen zum Thronjubiläum spielen konnten, gelingt ihnen nun der nächste finale Karriereschritt: Sie spielen bei ihrem einzigen NRW-Konzert im Rahmen der „Rhapsody-Tour“ vor den Ruhrgesichtern ;). Nach den in den letzten Jahren pandemiebedingt üblichen Terminverschiebungen soll es nun endlich so weit sein: Queen & Adam Lambert live vor 15000 Menschen in der Lanxess Arena in Köln.

Queen & Adam Lambert                                                        

Live in der Lanxess Arena in Köln

Zugegeben:   Als   Queen   Fans   seit   1980   lassen   wir   auch   bei   diesem   Konzertbesuch mal    wieder    jegliche    professionell-journalistische    Distanz    vermissen    (und    sind sogar   noch   Stolz   drauf),   geben   aber   vorab   dennoch   zu:   Queen   sind   am   24. November    1991    mit    Freddie    Mercury        und    dem    Ausstieg    von    John    Deacon gestorben.   Dass   Brian   May   und   Roger   Taylor   seither   die   „Marke“   Queen   am Leben   erhielten,   hätten   wir   bei   nahezu   jeder   anderen   Band   für   Leichenschändung gehalten.   Queen   sind   da   eine   Ausnahme:   Neben   ein   paar   kleineren   Ausrutschern gibt   es   heute   nicht   nur   ein   wirklich   gelungenes   Queen   Musical,   sondern   wir werden nach wie vor mit großartigen Live-Konzerten erfreut. Über   das   Intermezzo   mit   Paul   Rodgers   kann   man   geteilter   Meinung   sein,   seit Queen   jedoch   im   Jahr   2013   begann   mit   Adam   Lambert   über   die   großen   Bühnen der   Welt   zu   reisen,   ist   jede   abweichende   Meinung   strikt   untersagt:   Die   Songs wirken   lebendig   wie   am   ersten   Tag,   die   Band   inklusive   der   Bühnensenioren   hat sichtlich   Freude   am   Tourleben   und   die   Fans   genießen   jeden   einzelnen   Augenblick mit dieser Ausnahmeband, wissend, dass jede Tournee die letzte sein kann. Die   beste   Queen-Coverband   der   Welt   ist   und   bleibt   eben   Queen   &   Adam   Lambert :).   Lambert   weiß   das   und   wird   auch   in   Köln   betonen,   wie   glücklich   er   ist,   seit einer    Dekade    mit    den    lebenden    Legenden    Brian    und    Roger    quer    über    das Erdenrund   zu   touren.   Tatsächlich   macht   er   einen   phantastischen   Job,   indem   er gar   nicht   erst   versucht,   Freddie   Mercury   zu   imitieren.   Dieser   hat   ohnehin   via Video-Einspieler   bei   jedem   Konzert   seinen   Auftritt.   Während   Lambert   sich   vorab darüber   gefreut   hat,   mit   der   neuen   Tour   „noch   tiefer   in   den   Klassiker-Kanon   von Queen    einzutauchen“,    suchen    wir    an    der    Arena    „unseren“    Counter    zu Registrierung   und   sind   gespannt,   ob   die   neue   Produktion   einer   der   größten Bands   der   Geschichte   gerecht   wird   und   welche   Songs   uns   zu   Gehör   gebracht werden sollten. Nach   dem   Innuendo   –   Intro   betreten   Queen   und   Adam   Lambert   die   riesige Bühne,   in   deren   hinteren   Teil   tatsächlich   einige   zahlungskräftige   Besucher   (1150.- Taler    pro    Ticket)    es    sich    auf    ins    Bühnenbild    integrierten    Balkonen    bequem machen durften. Nach    einigen    (für    Queenverhältnisse)    Uptempo    Rocknummern    erreicht    das Konzert   mit   Somebody   to   Love   bereits   einen   ersten   echten   Höhepunkt,   bei   dem nicht   nur   die   Mannen   auf   der   Bühne   allesamt   stimmlich   brillieren,   sondern   auch die    jungen    Damen    neben    mir    erstaunlich    gut    die    Töne    treffen.    Es    sind überraschend   viele   junge   Menschen   vor   Ort,   die   beeindruckend   textsicher   Songs mitsingen,   die   teils   deutlich   älter   sind   als   sie   selbst.   Wir   erinnern   uns   (leider): Freddie    Mercury    ist    bereits    vor    über    einem    Vierteljahrhundert    verstorben, seitdem    gibt    es    keine    neuen    Queen    Songs    mehr,    die    diesen    Namen    auch verdienen    (die    posthume    Veröffentlichung    MADE    IN    HEAVEN    von    1995 ausgenommen).   Die   Ruhrgesichter   kratzen   sich   am   Kopf   und   wundern   sich:   Wie werden knapp Zwanzigjährige heute zu Queen Fans? Adam    Lambert    jedenfalls    führt    zu    einer    Frischzellenkur,    die    den    in    Ehren gealterten   Herren   an   Schlagzeug   und   Gitarre   sichtlich   gut   tut.   Bereits   2014   gab Roger   Taylor   zu   Protokoll:   „Wir   werden   mit   niemand   anderem   mehr   arbeiten, nachdem wir mit dem großartigen Adam gearbeitet haben.“ Bei   Killer   Queen   darf   Adam   seine   Rolle   sehr   zur   Freude   der   im   Kölner   Publikum reichlich      vorhandenen      Regenbogenfahnenträger      auskosten:      Mit      einem Fingerschnipsen    wechselt    die    Bühnenbeleuchtung    von    grün    zu    rosa,    Adam zaubert   einen   Fächer   hervor   und   zelebriert   den   Song,   als   wenn   er   ihm   auf   den Leib geschrieben worden wäre. Don’t   Stop   Me   Now   brandet   mit   sattem,   klarem   Klang   in   die   Menge   und   die aufwändige   Lightshow   macht   die   eine   oder   andere   nostalgische   Freudenträne   bei den Fans sichtbar. Es   ging   knackig   weiter   mit   Bicycle   Race,   Fat   Bottomed   Girls,   und   dem   coolen Another   One   Bites   the   Dust.   Nach   I   Want   It   All   wird   bei   LOVE   OF   MY   LIFE   wieder einmal    deutlich,    wie    intim    ein    großes    Konzert    sein    kann:    Brian    May    singt gemeinsam    mit    dem    Publikum    und    auch    Freddie    Mercury    erscheint    auf    der gewaltigen Bühnen-Leinwand und singt zu Brians Gitarrenspiel. „39“   ist   ein   echter   Geheimfavorit   für   uns,   Under   Pressure,   A   Kind   of   Magic,   I Want   to   Break   Free   werden   frenetisch   abgefeiert.   Nach   einem   „You   Take   My Breath Away“ - Intro erklingt die Highlander - Hymne Who Wants to Live Forever. Beeindruckend   für   Fans   aller   Altersklassen   ist   das   folgende   ausufernde,   verspielte Gitarrensolo   von   Brian   May,   der   als   einziger   uns   bekannter   Gitarrist   in   der   Lage ist,    nicht    mit    Geschwindigkeit    oder    möglichst    krassem    Sound,    sondern    mit getragenen   Harmonien   und   Melodiefragmenten   einen   Klang   zu   entfalten,   der   sich zunächst   in   der   Lanxess   Arena   ausbreitet,   die   Ohren   und   Herzen   der   Zuhörer einsammelt,   um   sich   dann   mit   ihnen   in   den   Sternenhimmel   zu   schrauben.   Ein besonderer   Moment   und   ein   weiterer   Grund,   warum   ein   Dr.   der   Astrophysik   stets mit   Blick   auf   den   Himmel   seine   Gitarrensoli   spielen   sollte,   in   diesem   Fall   auf einem Kometen stehend inmitten der (Bühnen-)Sterne. Danach    werden    mit    TIE    YOUR    MOTHER    DOWN    noch    ein    paar    rockige Erziehungstipps gegeben. Bei   Radio   Ga   Ga   vergisst   Adam   Lambert   den   Text;   das   Publikum   hilft   ihm   gern aus.   Als   schließlich   die   BOHEMIAN   RHAPSODY   erklingt,   sind   die   vielen   Jahrzehnte seit   ihrer   Veröffentlichung   vergessen:   Die   Musik   und   die   Kompositionen   sind   im besten   Sinne   zeitlos,   jedoch   (wieder)   mit   Energie   und   Frische   vorgetragen.   Brian May   und   Roger   Taylor   wirken   mit   ihren   Gastmusikern   als   echte   Einheit,   das   steht nicht   mehr   nur   der   mehr   oder   weniger   traurige   Rest   einer   Legende,   da   steht wieder eine großartige Band auf der Bühne.  WE   WILL   ROCK   YOU   und   WE   ARE   THE   CHAMPIONS   sind   wenig   überraschend   die Zugaben.   Brian   May   trägt   dazu   einen   langen   Mantel,   den   er   offensichtlich   kurz zuvor     in     Hogwarts     hat     mitgehen     lassen.     Es     neigen     sich     2,5     Stunden Musikgeschichte   dem   Ende   zu;   begeistert   gefeiert   von   einem   Drei-Generationen- Publikum.   Es   gibt   sie   noch,   die   Queen   Fans   der   ersten   Stunde,   die   mit   der   Band erwachsen   wurden   und   manchmal   auch   ergrauten:   Einige   von   ihnen   hatten   sich offenbar   in   die   Hosen   von   1976   geschossen,   was   im   individuellen   nostalgischen Wert   den   optischen   Reiz   zweifelsohne   übersteigt.   Auch   die   Tourshirts   von   1977 werden   nach   Äonen   im   Schrank   wieder   stolz   spazieren   getragen.   Wir   treffen   im Hallenrund   reichlich   Menschen   wieder,   die   mit   uns   und   Queen   1986   das   Kölner Stadion geteilt haben.  Den    Abschluss    bildet    traditionell    GOD    SAVE    THE    QUEEN.    Diesem    Wunsch schließen   wir   uns   uneingeschränkt   an;   auf   dass   diese   Ausnahmemusiker   vielleicht noch   das   eine   oder   andere   Mal   deutsche   Bühnen   beehren,   bevor   sie   endgültig   in den wohlverdienten Rock `n Roll Ruhestand gehen.